Es gibt Dinge, die möchte man nicht, muss sie aber wissen – so wie den Holocaust.
Die neue Feindseligkeit gegen Homosexuelle, die in praktisch gleichem Maß auch uns Trans* Menschen trifft, tritt gerade in Russland mit besonders abscheulicher Fratze zu Tage:
die story – Nackte Angst – Russische Jagd auf Schwule: Sendung vom 26.05.2014
Das russische Gesetz zur Homosexuellenpropaganda verschärft die Verfolgung von Lesben und Schwulen. die story „Nackte Angst“ folgt einer Gruppe von Russen, die per Zeitungsanzeige schwule Männer ködert, sie an geheime Orte lockt und foltert.
Link zur WDR Mediathek:
Wer jetzt meint, dass seien ja „nur“ die anderen, das sei „nur“ in Russland und es sind „nur“ die Schwulen und Lesben, der sollte sich besser kneifen und aufwachen! In vielen osteuropäischen Ländern liegen ähnliche Gesetzentwürfe wie das anti-Propaganda Gesetz der Russen bereits beschlussfähig in den Parlamenten – alles zum Schutz der Kinder, natürlich. Wie dies bishin zur Aufstachelung eines gewalttätigen Mobs führt, zeigt der obige Filmbericht auf leider sehr anschauliche Art und Weise. Wer dachte, dass sich nach den totalitären und faschistischen Regimen, die ganz Europa in die schlimmsten Kriege gestürzt haben, Völkermord und Genozid zur Folge hatten, die einzige positive Auswirkung, nämlich die Erkenntnis, dass es vereint, tolerant und friedlich vielleicht doch besser wäre, universell und auf ewig in das kollektive Bewusstsein gebrannt hätte, sieht sich nun doch bitter enttäuscht. Diese Erkenntnis, geboren aus fast 100 Jahren permanentem Krieg und Gewalt, hielt offenbar doch nicht lange. Schon wieder sehen wir gewalttätige Auseinandersetzungen in Europa und wieder werden die ersten Randgruppen mit vorgeschobenen und äußerst fragwürdigen Gründen unterdrückt, ja
sogar zu Freiwild erklärt – es scheint fast als traurige Pflicht daran zu erinnern, dass es schon damals die Homosexuellen waren, die mit als erste dem Terror zum Opfer fielen. Damals, als die ersten Sündenböcke für den Niedergang des „Deutschen Volkes“ zu suchen waren und ihre Verfolgung mit den aberwitzigsten Argumenten zu belegen versucht wurde. Heute sind es Staaten, die sich zu Völkerrecht, Menschenrechten, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit bekannt haben, sich aber als korrupte und
faschistische Apparate der Machtsicherung entpuppen. Es scheint, als wäre alle Einsicht der Jahrzehnte der Gewalt schon wieder vergessen und die Vernunft hätte abermals ihren Abschied genommen. Immanuel Kant sagte, „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt“. Ersetzt man in diesem Sinnspruch „die Anderen“ durch „die Andersartigen“ behält es immer noch seinen Sinn und Richtigkeit. Das Bekenntnis zu Recht und Gesetz wird als Lippenbekenntnis entlarvt, während die Machthaber die Gesetze schaffen, um das Recht bis zur Unkenntlichkeit zu verbiegen oder der Rechtsstaat bewusst stumm geschaltet wird und Grundrechte der „Anderen“ nicht mehr durchgesetzt werden.
Es ist nicht dieser eine Beitrag, der mich dazu veranlasst, dies zu schreiben. Es ist die Summe einer ganzen Reihe allgemeiner Tendenzen, die leider vielerorts zu beobachten sind. Noch sind sie nicht vor unserer aller Tür angekommen, doch sie könnten es. Vor allem könnten sie es viel schneller, als es uns allen lieb ist und dies zeigen die Beispiele aus Russland leider mehr als deutlich. Es reichen einige wenige ewig gestrige Treiber und die Aufklärungsarbeit von Jahren und Jahrzehnten ist binnen weniger Monate verloren. Schon jetzt ist der Begriff „schwule Propaganda“ mit entsprechender Konnotation auch in unseren Deutschen Schulen angekommen – weit jenseits
der russischen Grenzen. Noch können wir dagegen halten und ein weiteres Vordringen und Verinnerlichen dieser abstrusen Ansichten verhindern. Doch wir müssen bereits jetzt aktiv dagegen vorgehen. Ein passives Abwarten ist nicht mehr genug. Dazu sind nicht nur Homosexuelle und Freunde aufgerufen! Es kann im gleichen Maß jede Randgruppe und jede Minderheit treffen – religiöse, ethnische, ethnologische, Behinderte, völlig unabhängig und anlasslos.
Wehret den Anfängen – denn Du merkst erst das es zu spät ist, wenn sie kommen, um Dich zu holen.
Seit wachsam und wehrt Euch. Heute ist es der Nachbar, den Ihr schützen könnt. Morgen ist es vielleicht schon der Nachbar, der Euch schützt.