Bisher habe ich DAB (Digital Audio Broadcast) eher ignoriert, oder besser gesagt interessiert wahrgenommen, mich aber nicht besonders dafür interessiert und auch nicht genutzt. Nachdem wir endlich unser Wohnzimmer renoviert und neu eingerichtet haben, musste ich feststellen, dass am neuen Aufstellungsort der Stereo Anlage mein lieblings Radio Sender SWR3 nicht mehr wirklich empfangbar war. Nun, dachte ich mir, alles Neue macht die Renovierung und nutze dies als Chance meinen Radioempfang mal ganz neu zu denken und kaufte mir einen DAB+ Empfänger.
DAB bzw. der nun ausgestrahlte Nachfolger DAB+ basieren auf einer digitalen Datenübertragung. Dabei werden auf einem Funkkanal mehrere Datenströme parallel übertragen. Jeder Datenstrom ist entweder ein Radiosender incl. Zusatzinformationen (wie gerade gespielter Titel oder sogar kleine Grafikbilder wie Cover oder Sederlogo) oder andere Datendienste. Bei DAB+ werden die Audiodaten mit AAC kodiert, DAB verwendete noch die deutliche schwächere MPEG-1 Layer-2 Kodierung. Die Audio Qualität hängt bei den digitalen Kodierungsverfahren immer von der verwendeten Bitrate ab, je geringer desto geringer ist auch die Qualität.
In anderen Ländern, vor allem skandinavischen Ländern, wird DAB und DAB+ seit Jahren erfolgreich eingesetzt, teils wird gar kein analoges UKW Radio mehr ausgestrahlt. In Deutschland gibt es seit Jahren einen Streit zwischen den öffentlich rechtlichen Anstalten und den privaten Radios um die Kosten des DAB Ausbaus sowie den Zugang zu den Transponderplätzen. Andererseits wird DAB aber immer wieder vollmundig als das „Überall Radio“ beworben:
Regional und bundesweit mehr Auswahl: Mit DAB+ können auf einem Frequenzblock mehrere Programme verbreitet werden. Durch diese effizientere Verbreitung in den terrestrischen Frequenzen können insgesamt mehr Programme ausgestrahlt werden.
Neue Angebote für den persönlichen Geschmack: Durch die effizientere Verbreitung können auch neue Spartenprogramme angeboten werden, z.B. für Information, Heimat, Klassik oder Schlager.
Digitaler Empfang unabhängig vom Internet: Der DAB+ Empfang verursacht keine Kosten und belastet keine Internet-Datenkontingente. DAB+ kann dabei von beliebig vielen Endgeräten, zur gleichen Zeit und ohne Qualitätsverlust empfangen werden. Sendemasten im Mobilfunk hingegen haben natürliche Kapazitätsgrenzen.
Digitale Qualität mit moderner Übertragungstechnik: DAB+ bietet klaren digitalen Sound, völlig rauschfrei und mit stabilem Klangbild: Laut ist laut und leise ist leise.
Zusatzdienste in Text und Bild: DAB+ erlaubt den Mitversand von Zusatzinformationen parallel zum Programm. Dazu zählen Wetterkarten, Programmübersichten (EPG) und Infos wie Nachrichtenschlagzeilen oder Musiktitelanzeigen.
Ungestörter Hörgenuss dank guter Netzabdeckung: Noch bis Ende des Jahres 2018 wird es in Deutschland eine DAB+ Netzabdeckung von nahezu 97 Prozent geben. Das heißt Outdoor und mobil kann in 97 Prozent der bundesweiten Fläche Radio digital über DAB+ empfangen werden. An den Bundesautobahnen liegt der Wert schon jetzt bei über 98 Prozent.
Einfache und bequeme Bedienung: Frequenzen finden und merken ist nicht mehr nötig, dank des automatischen Sendersuchlaufs.
Rauschfreie mobile Übertragung ohne Frequenzsuche: Ein DAB+ Autoradio überträgt alle überregionalen Programme auch bei längeren Fahrten an jedem neuen Standort ohne manuellen Frequenzwechsel.
Stimmt das? Betrachten wir doch mal jede Aussage mal im Einzelnen.
Regional und bundesweit mehr Auswahl
An meinem Wohnort gibt mir die DAB Webseite als empfangbar in Innenräumen folgende 13 Sender an:
Absolut Relax 5C
Deutschlandfunk 5C
Deutschlandfunk Kultur 5C
Deutschlandfunk Nova 5C
DRadio DokDeb 5C
ENERGY 5C
ERF Plus 5C
Klassik Radio 5C
Radio BOB! 5C
Radio Horeb 5C
SCHLAGERPARADIES 5C
Schwarzwaldradio 5C
sunshine live 5C
Und „mobil“, also schwächer und daher nicht im Haus, sondern nur außerhalb folgende weitere 17:
1LIVE 11D
1LIVE diGGi 11D
Domradio 11D
WDR 2 AACHEN 11D
WDR 2 BIELEFELD 11D
WDR 2 DORTMUND 11D
WDR 2 KÖLN 11D
WDR 2 MÜNSTER 11D
WDR 2 RHEIN-RUHR 11D
WDR 2 SIEGEN 11D
WDR 2 WUPPERTAL 11D
WDR 3 11D
WDR 4 11D
WDR 5 11D
WDR Event 11D
WDR Maus 11D
WDRcosmo 11D
Das sieht erstmal viel aus, ist es aber nicht. 5C ist der sogenannte Deutschland Mux, also überregionale Programme wie Deutschlandfunk. 11D ist ein Transponder vornehmlich für NRW und entsprechend mit den Kanälen des WDR und dessen Sparten voll – acht mal WDR2 ist halt noch immer WDR2 und nicht acht Sender. Es ist auch bezeichnend, dass selbst innerhalb von NRW die NRW eigenen Programme schwächer ausgestrahlt werden, als überregionale Angebote wie der Deutschland Mux.
In der Realität sieht es bei mir allerdings nochmal anders aus. Mit einer handelsüblichen Zimmerantenne geht via DAB/DAB+ fast gar nichts. Vereinzelte Brocken, immer wieder Störungen, die der Receiver dankenswerterweise einfach ausblendet (also Stille) und sobald ich irgendetwas Computer ähnliches in der Nähe (Umkreis so um die 5m) einschalte, ist alles vorbei. Mit einer deutlich kräftigeren speziell auf DAB abgestimmten Zimmerantenne funktioniert der Deutschland Mux enigermaßen gut, der NRW Transponder so so la la, aber dafür sehe ich nun noch aus dem benachbarten Rheinland Pfalz den Transponder 11A mit SWR3! Nur leider so schwach, dass je nach Wetterlage und wie man gerade im Zimmer steht der Empfang schnell wieder vorbei ist, von einem eingeschalteten Computer gar nicht zu reden. Also legte ich mir für 30EUR eine aktive DAB Antenne mit bis zu 21dBi Verstärkung zu – 30EUR da ich auch noch die Einspeiseweiche brauchte. Doch auch mit dieser Antenne und ihrem Verstärker bekomme ich kein bisschen besseres Signal.
Zum Vergleich UKW. Ja, auch der UKW Empfang ist hier nicht überall großartig, aber alleine für den Bereich meiner Stadt werden 18 angegeben:
88,2 | Radio Siegen | Siegen/Giersberg |
92,1 | Radius 92,1 | Siegen/Uni-Hölderlin-Gebäude |
92,3 | WDR 2 Siegen | Sackpfeife (Wittgenstein) |
93,5 | WDR 2 Siegen | Nordhelle |
93,8 | WDR 2 Siegen | Schmallenberg/Beerenberg |
94,2 | Deutschlandfunk (DLF) | Siegen/Wellersberg |
96,4 | Radio Siegen (geplant) | Burbach |
97,1 | WDR 2 Siegen | Siegen/Giersberg |
97,3 | Radio Siegen | Bad Laasphe |
97,6 | WDR 5 | Siegen/Kindelsberg |
98,4 | WDR 3 | Siegen/Giersberg |
98,9 | Radio Siegen | Neunkirchen/Hellerberg |
99,4 | WDR 2 Siegen | Arnsberg/Schloßberg |
100,2 | Deutschlandfunk Kultur | Siegen/Wellersberg |
101,2 | WDR 4 | Siegen/Giersberg |
101,8 | WDR 2 Siegen | Ederkopf |
102,1 | WDR 2 Siegen | Olsberg |
105,4 | Radio Siegen | Aue/Hohe Hessel |
107,5 | WDR Eins Live | Siegen/Giersberg |
(ja, diese UKW Tabelle ist im Endeffekt auch kein Stück besser, doch die einzige, die ich auf die Schnelle finden konnte und reichlich unvollständig, hier in der Region gibt es deutlich mehr Sender auf UKW, ich muss die Tage selbst einfach mal ein RDS Radio an den Start bringen und eine eigene Tabelle machen)
Da ist der ganze WDR mit dabei sowie noch private wie Radio Siegen, die es auf DAB+ schlicht gar nicht gibt. Hinzu kommen die ganzen Sender der benachbarten Bundesländer, die auch sehr oft noch empfangbar sind, wie eben mein geliebtes SWR3 – in NRW fast überall auf 92.8 oder 94.8.
Also das mit „Regional und bundesweit mehr Auswahl“, naja, kann ich so nicht bestätigen, eher im Gegenteil. Viele regionale Klein- und Privatradios sind im DAB schlicht gar nicht vertreten und werden es auch wahrscheinlich nie, weil die Zugangshürden zu groß (=teuer) sind. Was bleibt sind die großen Anstalten der ARD sowie die großen Privaten, wie RTL.
Kommen wir zur zweiten Behauptung:
Neue Angebote für den persönlichen Geschmack
Also wenn die Vielfalt der empfangbaren Sender eingeschränkt wird, wie kann es dann mehr oder bessere Angebote für den persönlichen Geschmack geben? Mir erschließt sich das nicht, aber vielleicht meinen die die Fans vom Domradio? Schauen wir weiter:
Digitaler Empfang unabhängig vom Internet
Ja! Damit haben sie in der Tat einmal Recht und das ist auch genau der Grund, warum mich das alles überhaupt interessiert! Das Besondere am allgemeinen Rundfunk ist, dass er überall hin ausgestrahlt wird, jeder kann ihn empfangen – oder auch nicht – und niemand weiß, wer was gerade hört, liest oder sieht, wenn man es nicht selbst freiwillig preisgibt. Das ist im Internet anders. Wenn ich ein Internet Radio streame, dann weiß jede Station auf dem Weg vom Server des Anbieters bis zu mir, wann ich was von wem abgerufen / gehört / gesehen habe. Im Allgemeinen und einzelne Inhalte betrachtet kann einem das auch meistens recht egal sein, doch in der Summe kann sich daraus ein sehr gutes Persönlichkeitsprofil ergeben – Vorlieben, Tageszeiten, Tagesabläufe etc. Kombiniert mit weiteren Daten wieder ein Baustein zum gläsernen Menschen.
Mit einem Rundfunk der praktisch blind in die Welt geschickt wird, ist die Profilbildung unmöglich. Daher, ja, Radio unabhängig vom Internet ist in der Tat ein Ding und wie ich finde, ein Vorteil.
Digitale Qualität mit moderner Übertragungstechnik
Nun, nur weil es „digital“ ist, ist doch per-se noch kein Qualitätsmerkmal. Eine analoge Kurve ist noch immer die beste Kurve, da sie infinitesimal aufgelöst ist, digital kann immer nur eine mehr oder weniger gute Annäherung sein. Die „moderne Übertragungstechnik“ ist auch so eine Sache. DAB/DAB+ wird digital ausgestrahlt, ja, aber verglichen mit digitalem Mobilfunk mit schon fast altertümlichen Methoden, entsprechend gering sind eben auch die Bitraten pro Transponder, gerade einmal ca. 2MBit/s. Für den einzelnen Stream in einem Multiplex mit zehn oder mehr Programmen bleibt entsprechend wenig übrig, weshalb dann auch die Bitraten der AAC Streams in den seltensten Fällen über 100kBit/s liegen. Wer schon einmal MP3 oder AAC selbst kodiert hat weiss, das ist nicht viel. Entsprechend ist auch die Audio Qualität entsprechend, naja, eingeschränkt. Ein gutes Stereo UKW Signal klingt besser, voller, und der direkte Stream des gleichen Senders über das Internet in der Regel am besten. Dies sind zwei Beispiele von den lokalen Transpondern verglichen mit den üblichen Internet Streams der gleichen Sender:
Sender | DAB+ | Internet |
SWR3 | 96kBit/s AAC | 128 kBit/s MP3 |
WDR2 | 72kBit/s AAC | 128 kBit/s MP3 |
72kBit? Ernsthaft? Zukunft des Radios? Traurige Zukunft, das ist Rückschritt, kein Fortschritt.
Zusatzdienste in Text und Bild
Ja, super! Wird auch super genutzt, von den Radiosendern. Zum Einblenden von Senderlogos, Werbung und Bildchen der Moderator_innen. Ach ja, beim WDR gibt es noch eine Wettervorhersage, als Bitmap Bild, super. Diese Bildchen werden in der Regel auf kleinen LCDs mit 320×240 Pixeln angezeigt und sind aus der Entfernung kaum noch lesbar. Die übertragenen Texte sind meist nicht viel mehr als das, was man auch schon auf UKW per RDS und Radio-Text bekommen hat, doch auch das hat ja schon kaum ein Sender anständig benutzt.
Im DAB gibt es auch noch ausgesprochene Datendienste, doch die sind offenbar kaum verbreitet oder kennt ihr einen DAB basierten Datendienst? Der Nachfolger von RDS TMC ist TPEG, das könnte vielleicht etwas werden, wenn hier etwas mehr Daten transferiert würden. Doch aktuell gibt es scheinbar kaum Geräte, die vernünftig TPEG auswerten geschweigedenn die rohen Daten rausrücken, damit man selbst damit etwas anstellen könnte.
Ungestörter Hörgenuss dank guter Netzabdeckung
Na, steile These, wie schon zuvor beschrieben. Zumindest in meiner Region ist das alles andere als toll, die Abdeckung mit Sendern hängt weit hinter UKW zurück, der Zugang für Private ist erschwert und allgemein ist der Empfang schwach und störanfällig, selbst mit speziellen Antennen.
Einfache und bequeme Bedienung
Echt? Einen Sender zu finden ist einfach? Meine Güte, ja natürlich! Schlussendlich ist DAB vom Konzept her nichts anderes als altes analoges Radio digital ausgestrahlt mit hier und dort ein paar wenigen kleinen Extras, wie etwa dem kleinen Meta-Datenstrom. Doch auch das ist null interaktiv, reiner Broadcast zum Konsumenten. Was soll daran schon kompliziert sein? Das Problem ist, dass hier Chancen verspielt wurden, den Broadcast interaktiver zu gestalten, die Meta-Datenmenge zu erhöhen, komplexere Meta-Daten zu erlauben etc. Stellt euch mal vor, ein Transponder würde den ganzen lieben langen Tag mit seinen 2MBit/s komprimiertes HTML übertragen. Nach vier Sekunden ist das ein Megabyte, nach eine Minute sind das etwa 15 MBytes, 900 MB in der Stunde! Nach einer Stunde Empfang könnte man eineinhalb komplette CDROMs mit komprimierten Inhalten übertragen. Das reicht für dutzende Bücher etc. Selbst der schmale Meta Kanal der einzelnen Sender könnte besser genutzt werden, wenn die Information nicht nur Bildchen und platter Text wären – wir leben mitten in den 2000ern, schon im letzten Jahrhundert hatten wir HTML!
Rauschfreie mobile Übertragung ohne Frequenzsuche
In der Tat, DAB rauscht nicht, ist auch klar, denn woher sollte das Rauschen auch kommen. Frequenzzsuche hätte es auch mit UKW nicht geben müssen, wenn RDS immer und richtig verfügbar gewesen wäre, denn da waren die Alternativfrequenzen auch drin und es gab auch gute UKW Radios, die nahtlos auf einer Autobahnfahrt von Nord nach Süd brav ein und denselben Sender abspielten und nur mal im Tunnel etwas verwirrt waren. Das ist mit DAB nicht besser geworden, vor allem weil die Reichweite der einzelnen Sender, insbesondere die der Bundesland spezifischen, jetzt noch begrenzter ist als mit UKW, dies antwortete mir die DAB+ Kontaktstelle dazu:
In Deutschland ist Rundfunk Ländersache. Es ist nicht vorgesehen, in NRW Programme aus Rheinland-Pflaz zu hören. Weil UKW mit mehr Strom ausgestrahlt wird, ist die so genannte Überstrahlung stärker als DAB+. Deswegen können Sie mit UKW Programme empfangen, die für den Empfang an Ihrem Standort eigentlich nicht vorgesehen sind.
(ja, Originalzitat, incl. Tippfehler… und mit „mehr Strom ausgestrahlt“ – huijuijuij, echte Expert_innen – was hier gefragt gewesen wäre, war Leistung, nicht Strom, Strom alleine sagt nichts über die Leistung aber Leistung ist das, was die Reichweite bestimmt…)
Wie bereits erwähnt, SWR3 kann ich noch bis etwa Mitte NRW per UKW empfangen (mindestens bis kurz vor Düsseldorf, Dortmund etc.), auf DAB hört der Spaß praktisch an der Landesgrenze von Rheinland Pfalz zu NRW auf. Wie ich dann „mobil und ohne Frequenzsuche“ meinen Sender auf DAB weiterhören können soll, ist mir nicht ganz erklärlich.
Fazit
Ohweh ohweh, wer hat uns das nur eingebrockt? DAB ist hierzulande leider völlig an den endlosen Kommissionen, deren Kompromissen und nicht zuletzt auch durch die Vormachtstellung der ARD fast gescheitert. Der Frust ist so groß, dass manche Bundesländer kein Geld mehr in DAB pumpen wollen. Nicht zuletzt ist vermutlich auch noch die Geldgeilheit der Länder und des Bundes Schuld, weil die lieber Frequenzen für den Mobilfunk, der deutlich flüssiger ist, versteigern möchten, als sie dem allgemeinen Rundfunk zur Verfügung zu stellen. Dennoch soll offenbar bis 2022 die Umstellung von UKW auf DAB abgeschlossen werden, na großartig. Es ist schade, dass eine eigentlich gar nicht schlechte Technik so kaputt gemacht wurde. Lechterer Zugang auch für kleine Radios, mehr Transponder, höhere Datenraten pro Stream, bessere Datenangebote etc., das alles könnte mit DAB wirklich Spaß machen. Doch so ist das alles eher eine Spaßbremse und mehr Notbehelf als ordentliche Lösung.
Ich wage mal eine Prophezeihung… es wird offiziell noch an DAB (und auch DVB, fast gleiches Trauerspiel) festgehalten, doch hinter verschlossenen Türen werden bereits die Messer gewetzt und auf die Frequenz-Filets geschielt. Hat man dann DAB und DVB endgültig kaputt kommissioniert und mit der halbherzigen Umstellung auf DAB „bewiesen“, dass das alles nichts taugt, dann werden die Frequenzen meistbietend an die Mobilfunkanbietern verkauft und der „digitale Rundfunk“ in 5G (oder bis dahin 6G) eingegliedert. Mit dem Erfolg, daß aller Radio- und Fernsehkonsum dann völlig transparent und kontrollierbar wird, Schluss mit der anonymen Ausstrahlung für alle. „Ja aber! Ja aber es gibt doch Testbetrieb für digitales Broadcast Fernsehen über 5G, das ist doch dann anonym? Und kostenlos?“.
Nein, ist es nicht. Es werden zwar statisch Streams ausgestrahlt, also Streams, die nicht interaktiv sind, die nicht pausiert werden können etc., doch das ist nicht anonym! Man bewegt sich innerhalb des Netzes eines Mobilfunkanbieters, das ist NIE anonym, man hat eine SIM Karte zur Authentifizierung, man muss den Stream an der Basistation anfragen und schwups – ein Datensatz. Und das das dann alles „kostenlos“ bleibt, darauf würde ich auch nicht wetten. Am Anfang werden sich die Mobilfunker vielleicht noch mit einer pauschalen Abgeltung finanziert aus den Rundfunkgebühren zufrieden geben. Doch sobald die „alte“ Infrastruktur abgebaut ist und sie diese Leistung praktisch monopolisiert haben, werden sie anfangen zu pokern – zuerst die Preise für die Abgeltung hoch treiben und dann, wenn dort das Ende erreicht ist, anfangen Kleinbeträge von den Teilnehmer_innen zu kassieren, die dann stetig steigen werden – der Betrieb kostet halt!
Außerdem sollte man sich gut überlegen, wer und wie dann kontrollieren kann, wer Zugang zu diesen Medien bekommt und wer vielleicht auch nicht. Wenn ein Mobilfunkgerät (sprich „Handy“) mit aktivierter SIM Karte auf einmal notwendig ist und diese SIM Karte nur gegen Vorlage eines gültigen und überprüfbaren amtlichen Ausweis ausgegeben wird, dann bedeutet das nicht nur, dass ganz klar der Rundfunkkonsum auf eine amtliche Person zurück verfolgt werden kann, sondern auch, daß alle Personen davon ausgeschlossen werden, die entweder keinen Ausweis haben oder sich eine solche SIM Karte und teures Endgerät schlicht nicht leisten können. Der Staat muss diese dann entweder alimentieren oder diese Menschen sind schlicht vom Rundfunk abgeschnitten – wo man sich vorher noch für einmalig nicht mal 10EUR ein UKW/MW Radio mit Batterien, die Tage und Wochen hielten, leisten konnte, wird es dann richtig teuer und nicht nur einmal, sondern immer und immer wieder. Wäre ich Verschwörungstheoretikerin könnte ich das jetzt leicht in die Richtung „DIE wollen uns alle kontrollieren!“ treiben…