Emotionen…

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Vor nicht all zu langer Zeit, und ich glaube das begann, als ich begann endgültig zu mir selbst zu stehen, entwickelte sich in mir sehr spontan eine Emotionalität, die ich so vorher nicht kannte – und “spontan entwickelt” heisst, innerhalb von Tagen! Das führt dazu, dass mich schon einfache Texte zu Tränen rühren können, Musik und Filme sind noch “schlimmer”. Doch schlimm ist es eigentlich gar nicht! Es ist wunderbar, befreiend. Ich glaube, dass wenn es dann wieder soweit ist und mich wieder etwas tief bewegt, dann hat der Auslöser auch einen klaren Hintergrund, der mich betrifft und etwas ganz direkt mit mir zu tun hat.

Vorgestern war es wieder so weit, ich hörte eher durch Zufall diese alten Song von

Bette Midler “The Rose”

Some say love, it is a river
That drowns the tender reed.
Some say love, it is a razor
That leaves your soul to bleed.
Some say love, it is a hunger,
An endless aching need.
I say love, it is a flower,
And you its only seed.

It’s the heart afraid of breaking
That never learns to dance.
It’s the dream afraid of waking
That never takes the chance.
It’s the one who won’t be taken,
Who cannot seem to give,
And the soul afraid of dyin’
That never learns to live.

When the night has been too lonely
And the road has been too long,
And you think that love is only
For the lucky and the strong,
Just remember in the winter
Far beneath the bitter snows
Lies the seed that with the sun’s love
In the spring becomes the rose.

Der markierte Teil ist es, der mich gerade aus der Spur wirft und mich schon wieder, jetzt wo ich alleine diese Zeilen lese, derart anrührt, dass ich schon wieder feuchte Augen bekomme und aufpassen muss, nicht gleich wieder zu heulen.

Aber warum? Was steckt in diesen Zeilen, dass mich so bewegt?

In diesem Text, so wie, wenn ich es recht überlege, in allen anderen, die mich gerade so tief berühren, geht es um nicht-gelebtes, verpasste Chancen, aus eigentlich falschen Gründen unterdrückte Gefühle. Der Punkt an dem es mich dann immer erwischt sind die Stellen, an denen vor Augen geführt wird, dass es nicht die vorgeschobenen Gründen sind, die uns halten. Es sind wir selbst, wir selbst hindern uns durch selbst erschaffene Angst daran, zu entdecken und zu leben, was eigentlich in uns steckt:

And the soul afraid of dyin’
That never learns to live.

Die Seele die nicht lebt und erst zu spät bemerkt, dass es irgendwann kein Morgen mehr geben wird, dass das wahre Leben aufgeschoben wurde, auf irgendwann:

“Du willst noch leben, irgendwann,
doch wenn nicht heute, wann denn dann?”
(Wolfsheim, Kein Weg zurück)

Ich habe 40 Jahre lang etwas vor mir her geschoben, mir etwas vorgemacht. Habe Erwartungen erfüllt, gedacht es wird schon richtig sein. Und Morgen, ja Morgen würde es besser werden. Morgen würde ich mich verwirklichen. Morgen lasse ich es zu. Morgen.

So gehen Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat und Jahr um Jahr dahin:

“Bist Du irgendwann begreifst, dass nicht jeder Abschied heisst, es gibt auch ein Wiedersehn.”
(Wolfsheim, Kein Weg zurück)

Zeit kommt nicht wieder. Vergangenes ist vergangen, verpasste Chance sind endgültig verpasst.

Irgendwann im Leben kommt der Punkt, an dem wir nicht mehr das bereuen, was wir getan haben, sondern das, was wir nicht getan haben.
(Oscar Wilde?)

Oh ja, ich bereue jetzt, zu tiefst, dass ich nicht früher den Mut hatte, zu mir selbst zu stehen, mich zu bekennen und endlich meine ganz persönliche Art von Leben zu leben! Es ist mein Leben und davon habe ich nur ganz genau eines!

Und dies ist es, glaube ich, was mich zum Weinen bringt – die vielen verlorenen Jahre. Aber dies ist auch mit Freude vermischt! Freude darüber, dass dies endlich überwunden ist!

Meine Reise zu mir selbst hat gerade erst begonnen – und ich könnte darüber vor Freude und Motivation, endlich mein Leben anzupacken, Bäume ausreissen und die Welt umarmen!