Guerilla Photovoltaik

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Quelle: WikiMedia, gemeinfrei

Nachdem die Einspeisevergütung für Photovoltaik (PV) Anlagen enorm gesunken sind, lohnt sich dies eigentlich gar nicht mehr. Der Strompreis für Verbrauchsstrom ist allerdings nach wie vor hoch und sogar noch gestiegen, um die 0,30€ pro kWh brutto. Stromverbrauch zu senken ist eine Methode die Energiekosten zu reduzieren. Wer eine freie Fläche von ein paar Quadratmetern mit Blick in Richtung Süden zur Verfügung hat, kann selbst Strom zu erzeugen und seine Kosten weiter senken.

Das Ganze ist heute auch gar nicht mehr schwierig. PV Module / Panels mit um die 250Wp gibt es inzwischen für unter 1€ brutto pro Wp zu bestellen, ich habe gerade 270Wp Panels für um die 150€ pro Stück gekauft (polykristallin).

Das größere Problem sind allerdings die Inverter oder auch Wechselrichter genannt, die aus dem Gleichstrom des PV Panels den nötigen Wechlstrom für das Hausnetz machen. Größere Anlagen arbeiten meist mit Invertern, an denen eine ganze Reihe von PV Modulen in Reihe geschaltet angeschlossen werden, sogenannte „Strings“, also Ketten. Die Gleichspannung der PV Module addiert sich dabei auf und so kommen hier schnell Spannungen von mehreren hundert Volt Gleichspannung zusammen.

Damit zu hantieren ist nicht so hübsch (oder anders gesagt, recht risikoreich) und zudem braucht man pro String bereits eine ganze Menge der PV Module, damit der Inverter beginnt effizient zu arbeiten.

Für kleine Anlagen, die vor allem den Eigenbedarf decken sollen, eigenen sich daher besonders sogenannte Microinverter (MI). Leider sind diese auch nicht super günstig, ab etwa 180€ pro Module, oder Doppelmodulinverter für zwei PV Module ab ca. 220€.

Für eine kleine Anlage, die den Strom für ein paar Rechner liefern soll, habe ich jetzt 6 270Wp PV Module und 3 Envertech EVT500 Microinverter gekauft.

Quelle: Envertech

Dazu noch die Enver Bridge, um den Ertrag und Status der Inverter im Auge behalten zu können.

Quelle: Envertech

Die Bridge kommuniziert mit den MI über eine Art PowerLAN, d.h. man kann sie einfachin der Nähe der MIs in die Steckdose stecken und sie empfängt über das Stromnetz die Leistungsdaten der MIs. Auf der anderen Seite kommt die Bridge via eines RJ45 Ethernet Steckers in das eigene Netzwerk und sendet dann automatisch die Leistungsdaten an das Envertech Portal. Das ganze habe ich testweise mit einem MI und zwei PV Module mal im Garten aufgebaut und es kommt schon etwas zusammen, wie man hier sehen kann. Über die Datenschutzaspekte muss ich mir später einmal Gedanken machen, wohl ist mir aber nicht dabei, ein fremdes Gerät in meinem LAN zu haben, welches ständig nach Hause telefoniert.

Warum Gueriila Photovoltaik?

Eigentlich war es mal gedacht, dass solche Anlagen angemeldet werden und dann auch ihr Strom mit der EEG Umlage vom Netzbetreiber vergütet wird etc. Der Aufwand dafür ist jedoch brachial. Man braucht einen getrennten Stromzähler, muss regelmäßig Meldungen abgeben und sogar den selbst verbrauchten Strom versteuern etc. Viel zu aufwändig für die mickrige Vergütung von gerade einmal 50% des Stromeinkaufspreises.

Wer jedoch im eigenen Haushalt kontinuierliche Stromverbraucher hat, wie Computer und diverse StandBy Geräte, kann mit einer kleinen PV Anlage bereits deren Grundlast selbst erzeugen und den Stromzäher zum Stehen bringen (rückwärts laufen die meisten leider nicht mehr, was aber auch gut so ist, komme ich gleich zu). Der Microinverter wird dabei mehr oder weniger direkt an das oder die PV Module angeschlossen und die andere Seite praktisch direkt in die Steckdose – fast zumindest.

Meiner Recherche nach ist das Ganze zulässig, solange folgende Punkte erfüllt sind:

  • Die Zuleitung zu dem oder den Invertern ist eine direkte Zuleitung von einer Haupt- oder Unterverteilung. Es dürfen keine Verbraucher an dieser Leitung angeschlossen sein.
  • Der / die Inverter müssen eine ENS integrieren oder es muss eine ENS vorgeschaltet sein. Die ENS stellt sicher, dass der Inverter nur dann versucht Strom einzuspeisen, wenn auf der Netzseite auch alles in Ordnung ist (Spannung und Frequenz OK etc.).
  • Die gesamte Anlagengröße ist kleiner als 7 kWp.
  • Der Stromzähler des Netzbetreibers, an den die PV Anlage angeschlossen werden soll, besitzt eine Rücklaufsperre, zu erkennen an einem entsprechenden Symbol auf dem Stromzähler:

    Quelle: Mikrocontroller.net

Erzeugt die Anlage mehr Strom, als man selbst gerade verbraucht, dann „schenkt“ man diesen dem Netzbetreiber. Das ist mir persönlich aber egal. Ich habe, gerade an meinem Standort, eine konstante Last von 150W, über Tag in der Regel noch deutlich mehr. Meine 1,6Wp werden im Schnitt in den hellen Tagesstunden vielleicht 500W bringen, eher noch weniger. Das fressen unsere Geräte sofort auf 🙂 Aber wir entlasten das Netz und sparen uns natürlich den Einkauf.

Das Ganze ist aber zugegeben ganz schon idealistisch. Rechnet man das mal aus, dann kommt man auf eine Amortisationszeit, also die Zeit, bis sich die Anlage durch die Einsparung selbst bezahlt hat, von 10 bis 15 Jahre. In dieser Zeit sind die Zellen schon so weit gealtert, dass sie nur noch 50%-70% ihrer ursprünglichen Leistung haben und die Inverter langsam am Ende ihrer Lebensdauer. Aber egal, dafür war der Strom CO2 neutral 🙂

Ein anderer Aspekt ist der, dass wir uns vielleicht ein Sono Motors Sion kaufen wollen und dann über Tag den PV Strom zum Laden des Autos benutzen können:

Quelle: Sono Motors