USA: Gewalt gegen LSBT

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By Ludovic Bertron from New York City, Usa – https://www.flickr.com/photos/23912576@N05/2942525739, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14831997

Bestürzung, Trauer und Sorge

Weit weg, mögen die USA erscheinen. Weit weg, die grausamen Morde an so unglaublich vielen Menschen. So viele, dass man es kaum zu fassen und zu glauben vermag. Menschen, die einfach nur gemeinsam mit Gleichgesinnten einen schönen Abend verbringen wollten. Es ist nicht nur eine grausame Gewalttat, für die es als solche bereits keinerlei Entschuldigung geben kann. Doch sie offenbart mehr, nämlich eine nach wie vor tief verwurzelte Homofeindlichkeit und Transfeindlichkeit.

Wer Homosexuelle angreift, greift auch Trans* Menschen an.
Wer Trans* Menschen angreift, greift auch mich an!

Ich bin bestürzt und tief besorgt über diese Taten – in Orlando starben über 50 Menschen, weit mehr wurden verletzt. In Los Angeles konnte es gerade eben noch verhindert werden. Dieser Monat ist Gay Pride in den USA. Eigentlich ein Monat, in dem sich die LSBT Gemeinschaft friedlich und stolz zeigt, um sichtbar zu sein, um auf sich aufmerksam zu machen und auch, um auf die Gewalt gegen Homosexuelle und Trans* Menschen aufmerksam zu machen. Im Juni 1969 kulminierte die staatlich geförderte Gewalt, als es in der vor allem von Homosexuellen besuchten Bar Stonewall Inn im New Yorker Stadtteil Brooklyn in der Christopher Street zu den bis dahin schlimmsten gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den Bar-Besucher_innen kam. In den folgenden Jahren wurden Gedenk-Demonstrationen organisiert, um auf diese Geschehnisse aufmerksam zu machen, damit soetwas nie wieder passieren möge. Es entstand daraus die Gay-Pride Bewegung und aus dem Gedenk-Demonstrationen wurde der Christopher Street Day, der bis heute als CSD begangen wird.

Ausgerechnet in diesen Tagen Gewalt gegen Lesben, Schwule und Trans* Menschen zu verüben zeigt auf besonders abscheuliche Weise, wie weit die Gesellschaft bis heute gekommen ist – nicht sehr weit. Es braucht nicht viel, um die dünne, seitdem gewachsene Zivilisationsdecke zum Einsturz zu bringen.

Die USA sind ein spannendes Land, so voller Widersprüche. Auf der einen Seite wird die gleichgeschlechtliche Ehe vom obersten Bundesgericht zu Recht und Gesetz erklärt, auf der anderen Seite weigern sich konservativ-fundamentalistische Friedensrichter dieses Recht umzusetzen. Auf der einen Seite gibt es eine sehr progressive Trans* Gemeinschaft und auf der andere Seite wird in manchen Bundesstaaten anhand des Geschlechtseintrags in der Geburtsurkunde entscheiden, welche Toilette ein Mensch straffrei besuchen darf. Manchmal liegen diese krassen Unterschiede sogar nur eine Straßenbreite voneinander entfernt.

Die USA sind ein Land voller Extreme. Man findet dort alles, von super reich bis unglaublich arm, von starker Gemeinschaft bis zu völliger Vereinsamung, von großer Solidarität bis völlige Ignoranz. Ein Zustand, den wir hier zum Glück nicht haben. Doch diese Zerrissenheit verhält sich auch wie ein Brennglas, ein soziales Vergrößerungsglas – USA, Ultra Social Amplifyingglas? Eine ähnliche Zerrissenheit gibt es auch hier, in Deutschland. Immer stärker wird der soziale Friede durch die wachsende soziale Ungerechtigkeit und immer größere Ungleichheit gestört. Die daraus entstehenden Spannungen entladen sich immer zuerst an Minderheiten, an Gruppen, die als fremd und als Störer einer vermeintlichen Ordnung empfunden werden. Wir sehen dies anhand von Phänomenen wie Pegida, Legida, AfD, allgemein einem wieder erstarkenden Konservativismus und Nationalismus. Alle haben ganz klare Feindbilder und wir, die LSBT* Gemeinschaft, gehören dazu. Wir werden allenfalls noch geduldet, doch eine offene Feindseligkeit ist absehbar.

Homofeindlichkeit und Transfeindlichkeit ist völlig inakzeptabel

Wer offen Menschengruppen ausgrenzt, diffamiert, in ihrer Freiheit einzuschränken versucht, ihnen Menschenrechte verweigert oder andere Rechte einzuschränken versucht, verhält sich ohne Frage menschenfeindlich. Verbrechen aus diesem Umfeld sind Hassverbrechen und es wird höchste Zeit, dass dies auch endlich in Deutschland ein strafverschärfender Tatbestand wird. Es wird Zeit, dass wir als LSBT Gemeinschaft gemeinsam dieser Feindseligkeit entschieden entgegen treten.
Keine Toleranz für Gewalt gegen LSBT*!