Finanzierung der Wärmewende – Sparen ist kein Verdienst!

Die aktuellen Meldungen zur Umrüstung der Heizungsanlagen regen mich offen gestanden etwas auf. Da ist doch tatsächlich aus der Politik zu hören, dass sich eine neue Heizung mit Wärmepumpe „rechnen“ würde, weil man die Kosten durch die Heizkostenersparnis wieder zurück bekäme. Ach ja?

Also zuerstmal liegt dem ein alter Denkfehler zugrunde. Durch Sparen kann man kein Geld verdienen! Wenn ich nur geringe oder keine Kosten habe, aber eine große Investition tätigen muss, die aus geringen Kosten höchstens noch geringere Kosten machen kann, dann habe ich dennoch die hohen Kosten am Bein! Und die geringe bis keine Ersparnis hilft mir dann gar nichts bei der Refinanzierung.

Was ich meine? Nunja, mal angenommen eine Gas Heizung soll oder muss gegen eine Wärmepumpe getauscht werden. Damit die effizient läuft, muss zu der Wärmepumpe noch ein größerer Speicher (=Wassertank) installiert werden – wenn man den Platz dafür hat. Für ein kleines Einfamilienhaus kann man hier incl. Montage mit Kosten zwischen 15.000EUR bis 20.000EUR rechnen – für eine Luft-Wasser Wärmepumpe, also ein Gerät, dass aus der Außenluft Wärme entzieht und in einen Wasserkreislauf gibt.

Luft-Wasser Wärmepumpen haben, wenn es gut läuft, einen Wirkfaktor von etwa 4, d.h. aus 1 kWh elektrischer Energie kann die Wärmepumpe etwa 4 kWh Wärmeenergie machen. Das trifft aber nur zu, wenn die Luft nicht zu kalt ist. Fällt die Außentemperatur unter Null, dann beginnt der Faktor schnell zu schrumpfen. Wie sehr, hängt vom konkreten Gerät ab. Aber gehen wir mal als Beispiel davon aus, die würde immer mit Faktor 4 laufen – tolles Ding, haben wir da!

Wir haben im gesamten letzten Jahr 1.900m^3 Gas verbraucht, was laut Versorger 9.380kWh Energie entspricht. Ob das nun 1:1 mit Energie aus Strom vergleichbar ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht, denn die Umrechnung von m^3 in Wh finde ich etwas willkürlich. Aber nehmen wir mal an, das würde hinkommen. Für die gleiche Energie bräuchte dann eine Wärmepumpe ein Viertel an einzuspeisendem Strom, also 2.345kWh Strom.

So, und nun wird’s spannend.

Unsere Stadtwerke SVB (Siegener Versorgungsbetriebe) rechnen uns aktuell sage und schreibe 46,15 Cent pro kWh Strom ab! Das ist eine mittelschwere Frechheit, hier werden Bestandskunden mit Vertragsbindung ganz klar abgezockt, der Grundversorgertarif liegt gerade bei 31,98 Cent! Für Gas bezahlen wir aktuell 12 Cent pro kWh.

Für unsere Gasheizung kostet uns das also 9.380kWh * 0.12EUR/kWh = 1.125,60EUR im Jahr.
Eine Wärmepumpe würde uns 2.345kWh * 0.4615EUR/kWh =  1.082,22 EUR an Strom kosten – und das eben auch nur, wenn sie immer optimal mit Faktor 4 liefe, was sie im Winter nicht immer tut.

Ersparnis also im gesamten Jahr, unter unrealistisch guten Bedingungen, sage und schreibe 40EUR – im Jahr!

Um 15.000 EUR damit zu amortisieren braucht es – papierraschel – nur knappe 375 Jahre – das schaffen wir! Locker!

Ja ja, Strom wird wieder etwas billiger werden und Gas wird immer teurer werden. Alles fein. Aber bitte schaut mal auf die Zahlen. Selbst mit hohem Strompreis haben wir Heizkosten von nichtmal 100EUR im Monat. Selbst wenn sich der Gas Preis verdoppelte bräuchten wir 15 Jahre und mehr, um die Investition zu amortisieren, d.h. erst nach 15 oder mehr Jahren sparen wir tatsächlich irgendetwas an Kosten, bis dahin haben wir lediglich die Anlage abbezahlt. Wie lange so eine Wärmepumpe hält, wer weiß, ich rechne mit nicht viel mehr als 15 Jahren, im Durchschnitt – mit Glück 20, mit Pech nur 10.

Also wirtschaftlich betrachtet ist da gar nichts mit Ersparnis, bitte verkauft uns nicht für blöde.
Sagt doch wie es ist: Es wird teuer. Das wäre zwar noch immer Mist, aber zumindest ehrlich.

Und noch ein Nachsatz zum Strompreis… es ist gerade eine bodenlose Frechheit, was da passiert. Unsere Regierung treibt uns in Strom basierte Lösungen – E-Mobilität, Strom betriebener Fernverkehr und eben auch Wärmepumpen für die Heizung. Das ist im Prinzip auch gut, denn Strom, im Gegensatz zu fast allen anderen Energieträgern, können wir ganz gut regenerativ erzeugen, das haben wir inzwischen ganz gut im Griff. Die Strom Erzeugerkosten waren nur für einen vergleichsweise kurzen Zeitraum im letzten Jahr (2022) wirklich hoch, sind aber dann schnell wieder gefallen. Strom aus Erneuerbaren liegt seit Jahren bei weit unter 10 Cent pro kWh, aber ihr Anteil am Strommix ist noch immer nur um die 40-45%. Und was zahlen wir Verbraucher*innen?

Dieser gesamte „Strommarkt“ ist ein schlechter Witz, denn von „Markt“ im Sinne von Marktwirtschaft könnte dieses seltsam konstruierte System kaum weiter entfernt sein. Zzgl. der ganzen extrem seltsamen Regeln zu Einspeisung und Abnahme – ein Windrad in Gemeinde A kann nicht, selbst wenn sie wollten, ihren Strom direkt an Gemeinde B verkaufen, nein, es muss über den „Strommarkt“ gehen und *PUFF* ist der Preis gleich mal zwei oder drei mal so hoch. Für nichts, es ist der gleiche Strom.

Und wenn ich selbst Geld in die Hand nehme und eine Photovoltaik Anlage auf’s Dach stelle, die völlig irre Bürokratie mitmache und den Strom, den ich nicht selbst verbrauche, einspeise, dann bekomme ich sage und schreibe 8 Cent pro kWh – abzgl. des ganzen Bürokratie Overheads und weiterer anfallender Steuern, da bleibt nicht viel übrig. Aber bezahlen darf ich im besten Fall knapp 32 Cent, aktuell bis über 46 Cent!? Wollen die mich veräppeln?

Die „Balkonkraftwerke“ sind ein guter erster Schritt – Einstecken und Sparen. Aber nur bis 600Wp, das ist nichts! Selbst wenn man auf eine Einspeisevergütung verzichtet, darf man ohne Weiteres nicht mehr also diese 600Wp pro Zähler anschließen – und das gilt pro Zähler, nicht pro Hausanschluss, sondern pro Zähler! Das hat also keinerlei technischen Hintergrund, das ist, meiner Meinung nach, reiner Protektionismus für die großen Energieversorger, nichts anderes. Mit einem entsprechenden elektrischen Anschluss gibt es keinerlei guten Grund, nicht auch 1.200Wp oder 3.000Wp oder noch mehr zuzulassen – 1200W ist etwa soviel wie ein Fön. Untergang des Abendlandes! Niemals nicht einen Fön benutzen, sonst droht der Blackout! Was für ein Unsinn. 3.000 Watt ist vielleicht soviel wie ein Backofen oder das Kochen des Abendessens auf dem Herd. Das sind Leistungen, die praktisch sofort in der Nachbarschaft „aufgesaugt“ werden, dafür braucht es nichtmal Verteilnetze.

Warum sind nur 600Wp erlaubt? Naja, fragt mal die Kolleg*innen von RWE, Vattenfall & Co. Das hat nichts, aber auch gar nichts mit Sachargumenten zu tun. Hier geht es um Klientelpolitik und staatlichen Protektionismus, zu Lasten der Verbraucher*innen. Strom könnte viel billiger sein, wenn die CDU/CSU nicht jahrelang gemauert hätte und nicht unsere existierende Regenerative Energie Industrie mit Ansage vor die Wand gefahren hätte – über 100.000 Arbeitsplätze vernichtet, um weniger als 30.000 in der Kohle „zu retten“. Unfassbar. Und wenn die Stromlobby nicht so verdammt mächtig wäre und sich die Gesetze und Verordnungen so schreiben lassen kann, wie es für sie maximal hilfreich (=gewinnbringend) ist. Wer profitiert denn aktuell von den Regeln am Strommarkt? Vom „merit order“ Prinzip“? Na? Die, deren Erzeugerpreis maximal hoch ist, denn die können ihre eigentlich unwirtschaftlichen Kraftwerke dann trotzdem noch schön weiter laufen lassen, zu Lasten der Stromkunden und zu Lasten der Energiequellen, die eigentlich viel billiger sein könnten. Es ist wie eine Lizenz zum Gelddrucken, bei der man auch noch selbst die Zahl der Nullen bestimmen kann. Unfassbar.

Es ist beschämend und man muss es eigentlich beim Namen nennen – ich nenne es Korruption. Der gleiche, wie ich finde, korrupte Unsinn, wie mit diesen völlig beknackten Ausnahmen für Autos mit E-Fuels. Warten wir mal ab, wo Wissing und Lindner nach dem Ende dieser Regierung und dem Ende der Sperrfrist abtauchen; irgendein Aufsichtsrat einer Porsche nahen Gruppe, ein gut dotierter Stiftungsrat oder was auch immer. So zum Affen machen die sich nicht umsonst. Das macht keinerlei sachlichen Sinn, außer das nun ein paar (wenige) Autobauer weiter in ihrer Welt von gestern verharren können und aus Technologie von vorgestern den letzten Cent lutschen. Aber wir Verbraucher*innen dürfen von heute auf morgen die Zeche dafür zahlen, na super.

Ich bin ja super gerne bei einer Energiewende dabei!
Aber sie muss bitte gerechtfertigt und gerecht sein.
Die Kosten müssen auf alle verteilt werden, es darf dabei keine Gewinner geben, an dieser epochalen Krise darf sich nicht bereichert werden.

Wenn wir alles mit Strom machen sollen, dann möchte ich bitte auch anständige Markt- und keine Phantasie-Mondpreise bezahlen. Dann möchte ich Strom für einen ordentlichen Marktpreis verkaufen können und nicht zu einem willkürlichen Witzpreis. Und ich möchte meine Stromeinspeisung an technischen konkreten lokalen Voraussetzungen bemessen sehen und nicht nach willkürlichen Regeln – ich kann praktisch auf Zuruf beim Netzbetreiber meine Leistungsaufnahme bis ans Limit erhöhen lassen, die kommen sogar freiwillig und meist kostenlos und machen das! Aber wehe man möchte einen Bruchteil davon einspeisen können! Merksch‘ ‚was? Man man man…

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