Träume, Wunder und übergroße Projekte…

Träume können wahr werden, wenn man nur fest genug daran glaubt und nicht aufgibt.
Für wirklich große Projekte braucht es dann immer einen oder eine, der_die völlig selbstlos alles in diese eine Schale wirft. Ich bewundere solche Menschen.

Gestern Nacht musste ich auf Arte noch eine schöne Doku über Joan Baez angucken. Mir war gar nicht bewusst, dass sie mal mit Bob Dylan zusammen war und das sie eng mit der Bewegung der People of Color (PoC) mit und um Dr. Martin Luther King verbunden war. Eine Friedensaktivistin, die auch später in viele Krisengebiete ging und mit ihrer Anwesenheit auf die Probleme dort aufmerksam machte.

Wie kam ich gleich wieder darauf? Ach ja, selbstlose Menschen. In der Doku gibt es auch eine Szene aus dem Bosnien (?) Krieg. Sie besucht irgendeine Stadt, in der noch heftigst gekämpft wurde und immer wieder auch ganz gezielt, jeden Tag, Zivilisten von den Partisanen zur Demoralisierung der Zivilbevölkerung wahllos angegriffen und getötet wurden. Es wird dann ein lokaler Musiker gezeigt, ein ehemaliger Cellist – also ehemalig, weil es zu diesem Zeitpunkt keine Orchester und keine Konzerte mehr gab. Er konnte nunmal nichts anderes, als Cello zu spielen. Doch die unendliche emotionale Trostlosigkeit von sich selbst und der Bevölkerung brachten ihn auch zu dieser Art von Selbstlosigkeit. Er begann, jeden Tag aufs Neue sein Cello zu nehmen und sich damit auf öffentliche Plätze zu setzen und zu spielen. Er spielte, wohl wissend, dass er genau das Gegenteil dessen tat, was die Partisanen taten – sie wollten Hoffnung nehmen, er wollte Hoffnung schenken. Er machte sich damit, ganz bewusst, zur Zielscheibe.

Joan fuhr mit stark geschützten Konvoys durch diese Stadt. Man riet ihr, sich nie länger an einem Fleck aufzuhalten, ständig in Bewegung zu sein, mit Schutzwesten und gepanzerten Fahrzeugen. Überall lauerten Heckenschützen. Mit einem Pulk an Beschützern ging sie dann in eine Fussgängerzone, wo noch ein Minimum an zivilem Leben stattfand. In dieser Fussgängerzone sass dann er, dieser Cellist. Diese selbstlosen Menschen haben eine unbeschreibliche Authentizität und diese war selbst in dieser schlechten Aufnahme so deutlich zu spüren, dass ich auf der Couch fast versteinerte. Noch bevor irgendetwas zu sehen war, war mir bereits völlig klar, was passieren würde.

Trotz aller Warnungen blieb Joan stehen und hörte ihm zu. Die spontane Verbundenheit zwischen ihnen war sofort zu erkennen. Als er fertig war, fielen sich beide spontan in die Arme und weinten. Sie hatten sich nie zuvor gesehen oder voneinander gehört! Ein Dutzend andere standen dort, warum gerade sie? Danach übernahm Joan seinen Platz auf dem weißen Stuhl und sang, immernoch die Tränen aus ihren Augen wischend, Amazing Grace – wenn jemandem dieses Lied auf den Leib geschrieben wurde, dann wohl ihr.

Große Menschlichkeit und kleine Wunder…