Schon fast zwei Tage vorbei –

      Keine Kommentare zu Schon fast zwei Tage vorbei –

Nun bin ich schon fast zwei Tage 100% en-femme in Dresden unterwegs – und es ist erstaunlich unspektakulär 🙂 Aber toll!

Der Reihe nach…

Mittwoch – Fahrt nach Dresden

Mittwoch Morgen hiess es halbwegs zeitig aufzustehen, denn ich musste noch restliche Sachen einpacken, duschen und, Premiere, mich irgendwie tageslichttauglich zurecht machen. Das hat, obwohl ich wirklich zeitig aus dem Bett kam, dennoch erstaunlich lange gedauert. Ich war also schlussendlich so knapp an der Zeit, dass ein langes Hadern an der Tür, es war ja mein erstes mal am Tage draussen en-femme, ausgeschlossen war – ich hatte für den Nachmittag im Atelier einen festen Termin und ich pflege pünktlich zu sein. Also gab es keine andere Möglichkeit, ich musste so wie ich war raus. Ich trug an dem Tag eine schwarze Bluse, schwarze Strumpfhose, einen etwa wadenlangen Rock, relativ schmal geschnitten und Gehschlitz zum Knie sowie relativ flache Pumps (4-5cm). Obenherum dann noch eine Blazer Jacke.

Am Abend zuvor hatte ich noch meinen Koffer gepackt, oder versucht zu packen. Den Koffer hatte ich zuvor für eine fünf wöchige USA Reise dabei und da war er nicht sonderlich voll. Jetzt bin ich fünf Tage unterwegs, bekomme ihn kaum zu und muss noch ein extra Beauty Case und eine Tasche für Schuhe mitnehmen. Bin ich irgendwie irre? Zudem ist der Koffer sau schwer 🙂

Um 1700h war ich mit Katrin im „Atelier Changeable“ verabredet. Von zu Hause aus nach Dresden sind 450km, also ca. viereinhalb Stunden Fahrt, vielleicht mit etwas Pause sogar fünf. Also musste ich zusehen, um spätestens 1200h aus dem Haus zu kommen. Die Zeit verging wie im Flug! (Wo kommt eigentlich dieser Spruch her? Also das mit der Zeit und dem fliegen? Wenn ich im Langstreckenflieger sitze habe ich immer eher den Eindruck, die Zeit vergeht gar nicht mehr!). Gerade eben 1145h war ich halbwegs fertig, das Haus zu verlassen.

Da war er also nun, der Augenblick, das erste mal bei Tag en-femme vor die Tür zu gehen! Zuerst noch sehr verschämt und unsicher – aber mit 25kg Koffer am Arm! Dann nochmal schnell zurück ins Haus, die restlichen Sachen holen. Ein letzter Blick aus der Tür, guckt auch keiner? Schnell zum Auto, Sachen rein und los!

Abfahrt

Das wäre also geschafft. My car is my castle – hier fühle ich mich jetzt erstmal sicher. Die ersten ein/zwei Stunden war auch alles prima, ich kannte die Strecke, alles OK. Wir fahren wegen einer Veranstaltung mindestens einmal pro Jahr fast die gleiche Strecke nach Berlin und diese führt dann an Herleshausen / Eisenach vorbei, wo wir dann traditionell bei einem McDonald’s anhalten und Halbzeitpause machen. Dieses mal kam ich dort auch vorbei und so langsam meldete sich meine Blase – der Frühstückskaffee wollte befreit werden. Doch noch ging es und weil ich wusste, wie voll es dort immer ist, verzichte ich auf die pipi-Pause.

Doch das ging nicht mehr lange gut. Eine halbe Stunde später war klar, ich musste irgendwo anhalten. Und das in meinem Aufzug! Egal, muss sein und so kann ich mich auch keinesfalls auf die grüne Wiese stellen. Also brauchte ich eine ruhige Rastanlage. Im Vorfeld hatte mich noch eine Freundin gewarnt, dass gerade an Tank- und Rastanlagen die, sagen wir es neutral, „Berufskraftfahrer“ schonmal etwas sonderbar auf Frauen allgemein und insbesondere uns reagieren könnten. Das machte mich jetzt nicht gerade sicherer!

Toilettensuche

Dann endlich ein Schild, noch 5km zu einem Parkplatz mit WC. Die sind zwar oft nicht ganz so sauber, aber dafür auch oft nicht ganz so voll wie normale Raststätten. Ich also, langsam etwas nervös auf dem Sitz hin und her rutschend, rausgefahren. Und was sehe ich da!? Der Parkplatz ist RAPPELVOLL! Und gefühlt 200% LKW – na super!

Also nichts wie weg hier.

Glücklicherweise kam nach kaum einer viertel Stunde noch ein Parkplatz mit WC. Ich also, jetzt noch nervöser und hibbeliger, dort raus und – schön ruhig. Ein paar LKW und ein paar PKW, sicherlich 70% leer. Fast direkt vor dem WC Häuschen sogar ein freier Parkplatz und kaum jemand in der Nähe. Was ein Glück! Nervös noch ein paar Kontrollblicke, wer ist um mich herum? Wo muss ich hin? Und… wo ist dort die Damentoilette? Denn das wusste ich, ich musste auf jeden Fall dort hinein und keinesfalls auf die Herrentoilette! Dann nervöses Bangen – soll ich wirklich? Was passiert nur, wenn ich in der Damentoilette von einer anderen Frau erkannt würde? Lauter Aufschrei „ein Perverser!“? OMG… aber meine Blase ist voll, ich muss jetzt oder ich mache eine Pfütze ins Auto. Also beuge ich mich dem Unvermeidlichen, öffne die Tür, steige aus und gehe halbwegs erhobenen Hauptes, mit meiner Handtasche (!) in Richtung Toilettenhäuschen und dann zielstrebig hinein. Mir begegnet niemand direkt, nur in ein paar Metern Entfernung geht ein Mann – er nimmt anscheinend keine besondere Notiz von mir.

Ein erster Unterschied zu den üblichen Herrentoiletten wird mir sofort beim Öffnen der Tür bewusst: Es stinkt nicht nach Urin! Männer sind Schweine, ja sind sie. Stehpinkeln gehört sowas von abgeschafft! Das ist und bleibt eine grosse Sauerei und jeder der etwas anderes behauptet wird zu fünf Jahren Klo putzen verurteilt 🙂

Ich verrichte also mein Geschäftchen, ziehe mich wieder an und beim Verlassen der Kabine höre ich, wie eine Dame das Häuschen betritt. OMG! Jetzt werde ich gezwungenermaßen direkt Angesicht zu Angesicht einer dritten Person begegnen. Das ganze ist aber dann derart schnell vorbei, dass weder sie noch ich irgendetwas am jeweils anderen zu bemerken scheinen. Wieder an der frischen Luft laufe ich, immernoch nervös, zurück zum Auto, aufschließen, einsteigen, Tür zu – sicher! Und ich kann es nicht verhelen – stolz! Ich war en-femme unter anderen Menschen, ich habe mich getraut und es ist nichts passiert!

Entleert, stolz und damit gestärkt setze ich meine Fahrt fort.

Dresden – Atelier Changeable

Der weitere Weg ist recht unspektakulär. Das Wetter ist super, Sonnenschein, nicht zu warm, eine schöne Fahrt. Die Zeit wird allerdings arg knapp – hier und da etwas zäher Verkehr wegen diverser Baustellen. Viertel vor fünf bin ich endlich in der Nähe von Dresden und mit viel Glück schaffe ich es in der Tat fast pünktlich ins Atelier. Nur ist mein Tank jetzt schon wieder fast leer.

Im Atelier wartet Katrin, neben Hannelore, der Besitzerin, die weitere Betreiberin, die uns CD/TV helfen, etwas femininer rüberzukommen. Da ich mir bezüglich meines weiblichen Stylings sehr unsicher war, wollte ich mir dort etwas helfen lassen. Nach kurzem Hallo und besprechen der Pläne ging sie mit mir nötige Utensilien einkaufen. Einkaufen? Was!? Fremde Leute? Ich? So? OMG! In solchen Situationen werde ich eher still und protestiere nicht. Wenn sie meint mit mir so rausgehen zu wollen oder zu können, dann wird sie hoffentlich wissen was sie tut. Aber nervös war ich dennoch ohne Ende!

Wir fuhren dann zusammen in die Nähe einer Rossmann Drogerie und dann ging es los. Katrin wie selbstverständlich vorne weg und ich eher zögerlich hinterher – von der Seitenstraße immer näher an Geschäfte und damit mehr und mehr andere Passanten, dann rein in den Laden. Ich versuchte mich so gut es ging zu entspannen, was aber nicht gänzlich klappte. Doch auch hier wieder, erstaunlicherweise nahm praktisch niemand besonders von mir Notiz. Zumindest bemerkte ich nichts, was ja eigentlich alles ist, was man sich zunächst wünschen würde – keine merkbar schiefen Blicke, Tuscheln oder gar direkte Kommentare. Alles das gab es also nicht. Was die oder der eine oder andere hinterher dachte hätte ich zwar schon gerne gewusst, aber so war das schon völlig in Ordnung.

Nach den wichtigsten Einkäufen ging es zurück ins Atelier, wo Katrin, gelernte Friseurin, dann meinen Zotteln etwas zu Leibe rückte, zuerst dunkel rot-braun über mein schwarz färbte und dann etwas nachschneiden. Mit etwas quasseln dauerte das ganze dann bis einiges nach 2100h. Anschließend wurde ich noch von ihr geschminkt mit ein paar Hinweisen und Tipps für den Morgen danach – denn ich musst ja am Morgen im Hotel irgendwie halbwegs passabel zum Frühstück gehen können! Das Make-Up an diesem Abend war für mich doch schon reichlich ungewohnt – relativ rote Lippen und markant farbige Akzente an den Augen. Das sah schon, gerade für den Abend, super aus – aber eben für mich, die ich sonst recht un-bunt bin, eben sehr ungewohnt. Aber so ging es dann wohl gegen 2145h vor die Tür, zum Auto und dann zum Hotel.

Das Hotel

Durch zunächst widrige Umstände hatte es sich ergeben, dass die Buchung der Zimmer bereits erwähnter Freundin und mir, zunächst durch den Reiseveranstalter und das Vermittlungsunternehmen (ich nenne mit Absicht keine Namen) vergeigt wurde – trotz erster „verbindlicher Buchungsbestätigung“ kam einige Tage später eine Absage. Ich habe denen dann sehr unmissverständlich klar gemacht, dass sie damit einen Vertragsbruch begehen und dafür werden haften müssen. Einen Tag später bekamen wir ein „Alternativangebot“ zum gleichen gebuchten Preis. Was wir gebucht hatten, war untere 4 Sterne Kategorie, mit Feiertag und Wochenende 63€ pro Nacht. Was wir als Ersatz angeboten bekamen war ein Hotel, dessen Namen ich nicht kannte, das angeblich „zentral“ gelegen sein sollte und dessen Kritiken im Netz ganz OK klangen. Also nahmen wir das Alternativangebot an.

Am Abend nach dem Atelier Besuch fuhr ich also recht nichts ahnend dem Navi nach in Richtung Innenstadt. Und Innenstadt wurde es – das Hotel lag wirklich mitten drin! Direkt an der Kreuzkirche am Altmarkt. Das ist so Innenstadt, innenstädtischer geht es kaum noch. Das war also schonmal der erste Hit! Doch der zweite war dann, als ich endlich am Hotel selbst ankam – Wow! Ich war schon oft auf Geschäftsreisen im In- und Ausland unterwegs und habe schon einige Hotels gesehen, auch einige sehr gute. Und dieses ist ganz sicherlich eines der besten, in dem ich bisher war – das NH Hotel am Altmarkt. Und jetzt wurde ich wirklich nervös. Das ist ganz und gar nicht das Umfeld für mich CD, dachte ich. Das ist viel zu nobel und dann komme ich „Freak“ da rein!? OMG!

Die Parkplatzsuche gestaltete sich dann auch ersteinmal sehr problematisch. Das Hotel liegt wirklich direkt am Altmarkt, dort wo zu Weihnachten der Weihnachtsmarkt stattfindet. Der gesamte Bereich ist eher Fußgängerzone oder verkehrsberuhigt und die einzigen Parkplätze sind mit Parkschein. Das Hotel sollte aber eine eigene Tiefgarage haben, nur wo? Nachdem ich gefühlt ein Dutzend mal in mehr oder weniger grossen Kreisen um den Block gefahren bin stand ich wieder vor dem Eingang und es fuhr jemand aus der Beladezone weg, nur ein paar Meter vom Eingang entfernt – meine Chance!

Also dort geparkt und dann – Nervosität. Soll ich da jetzt wirklich so wie ich war rein? Ich konnte eigentlich gar nicht anders, also was soll’s? Also nahm ich alle Kraft zusammen schwang mich aus dem Auto, zerrte den (schweren Koffer) raus und bewaffnet mit Koffer und Handtasche ging es zur Rezeption, an dem zwei gut aussehende Rezeptions „Mädchen“ (die waren wirklich noch jung) mich begrüssten. Ich zog also meinen Hotelgutschein aus meiner Handtasche, zuzüglich meines Passes. Es war jetzt für die Rezeption völlig klar, selbst wenn sie mich für eine Frau gehalten hätten, was ich nicht weiss, dass ich keine bin. An dieser Stelle hätte ich vielleicht eine Nachfrage oder etwas Verwirrung erwartet. Aber nichts! Sehr freundlich, sehr professionell – und ich fast zu nervös um zu unterschreiben 🙂 Die Damen erklärten mir dann auch sehr freundlich, wie ich zum Parkhaus komme und meine Rückfragen wurden freundlich und ohne jede weitere „komische“ Reaktion beantwortet, super!

Anschließend verabschiedete ich mich freundlich und brachte zunächst meinen Koffer ins Zimmer. Das Zimmer war, genau wie das gesamte Hotel, sehr modern und exquisit eingerichtet! Und so sah das Zimmer aus:

 

 

Wir hatten also wirklich Glück – oh man!

Im Zimmer überkam mich dann zuerstmal ein großes Glücksgefühl! Zunächst der ganze Tag, der eigentlich wunderbar verlaufen war. Dann der Erfolg im Atelier und nun hier im Hotel – reibungsloses einchecken und ein nobles Ambiente. Und ich mitten drin 🙂

Doch mein Auto musste noch aus der Ladezone weg. Also zunächst wieder runter ins Foyer, vorbei an der Rezeption, die Damen verabschiedeten mich mit einem lächelnden „Tschüß!“. Das Parkhaus war etwas komisch zu finden aber auch nicht erwähnenswert zu beschreiben. Schlussendlich hatte es aber einen direkten Zugang zum Hotel, was sehr praktisch ist – einfach direkt vom Parkdeck mit dem Aufzug bis ins Stockwerk des Zimmers fahren – fertig.

Im Zimmer zog ich mir noch einen etwas dickeren Rock, ein paar Stretch-Stiefel mit Block-Absatz und meine schöne neue Jacke an.

Es war zwar schon etwas spät, mittlerweile nach 0 Uhr, aber ich wollte einfach die Gelegenheit nochmal nutzen und so ging ich nochmal einen kurzen Gang um den Block, an der Kreuzkirche vorbei, vor bis zur Hauptstraße, an einem McDonalds und dessen Besuchern vorbei, die wiederum erstaunlich wenig Notiz von mir nahmen und zurück zum Hotel. Es war wunderbar!

Jetzt war ich wirklich endgültig müde und als ich endlich bettfertig und abgeschminkt war, war es auch schon nach 2 Uhr. Und Frühstück gab es nur bis 1000 Uhr! Und um 1100 Uhr hatte ich eine Verabredung im Atelier! Also nichts wie geschlafen.

Der Morgen – Zum Frühstück

Da das Frühstück um 1000h endete und ich recht genau wusste, dass ich sicherlich eine ganze Weile brauchen würde, mich wieder etwas herzurichten, klingelte mein Wecker zu sonst für mich ungewöhnlich früher Zeit, nämlich um 0700 Uhr – Igitt! Und auch ohne Trödelei brauchte ich tatsächlich gut zwei Stunden, bis ich fertig war. Was ein Akt! Sachen aussuchen, waschen, Wäsche anziehen, schminken, Rest anziehen – das dauert eben. Die Auswahl dessen was ich anziehen wollte wurde noch durch das Ambiente etwas erschwert. In diesem Hotel möchte Frau ganz sicher nicht durch unbedachte Kleidungswahl auffallen. Ich entschied mich für 40den schwarze Strumpfhose, grauer knapp Knie langer Woll-Rock, schwarze leicht glänzende Crash-Bluse und eine Blazer Jacke, dazu ein paar recht bequeme Pumps mit leichtem Plateau und knapp 10cm Absatz.

Und so musst ich dann, wohl oder übel, vor die Tür und zum Frühstück, ganz auf mich gestellt. Das war aufregend!

Auf dem Flur vor meinem Zimmer begegnete ich zunächst niemandem, Auch der Aufzug war leer – wie schön. Doch mir war klar, dass das nicht so bleiben würde. Auf dem Stockwerk wo das Frühstück war angekommen kamen mir dann auch sofort die ersten Gäste entgegen. Was tun? Es gab keine andere Möglichkeit als so selbstbewusst wie möglich die Flucht nach vorn anzutreten. Keine Unsicherheit zeigen, ab durch die Mitte. Und siehe da – kein Problem! Im Frühstückssaal, alles ebenfalls schlicht aber elegant eingerichtet, suchte ich mir erstmal ein freies Plätzchen und verschnaufte kurz. Dann ging es zum, sehr ordentlichen, Buffet. Hier war es klar, dass ich anderen recht nahe kommen würde – am Buffet ist immer Gedränge 🙂 Doch auch das verlief erstaunlich unspektakulär. Der ein oder andere Blick kam schon, doch ich kann beim besten Willen nicht sagen, was die Leute da gesehen haben – Männer gucken „natürlich“ nach schlanken Damenbeinen in Pumps. Frauen halten vielleicht Ausschau nach möglicher Konkurrenz oder gucken, was andere so tragen? Oder vielleicht wurde ich doch „gelesen“? Anzumerken war auf jeden Fall niemandem etwas, also reduzierte sich auch meine Aufregung bald.

Am Tisch zurück wurde ich recht bald von einer der Bedienungen nach Getränkewunsch und Zimmernummer gefragt, auch von ihr keine besondere Reaktion ausser einem sehr freundlichen „Gerne, vielen Dank!“.

Gegen 1015 Uhr verließ ich, gut gestärkt, den Frühstückssaal, zunächst über eine offene Treppe ins Ergeschoss zur Rezeption. Hier lief ich also, völlig ohne Deckung, in die Lobby des Hotels, zwischen wartenden weiteren Gästen und auf den Tresen zu. Wie völlig selbstverständlich – wie toll! Und soweit ich das mitbekam, wiedermal keine sonderlichen Reaktionen. An der Rezeption musste ich noch etwas wegen des Parkhauses und der Ein- und Ausfahrt nachfragen. Am Tresen waren drei Angestellt, ein jüngerer Mann und zwei jüngere Damen. Ohne recht zu überlegen war ich froh, dass eine der Damen frei war und steuerte diese auch zielstrebig an.

Warum nur direkt zu der Dame? Irgendwie habe ich anderen Frauen gegenüber ein sichereres Gefühl. Komisch. Erwarte ich da vielleicht spontanes Verständnis?

Meine Frage klärte sich schnell und so konnte ich dann in Richtung Zimmer starten – nun auch mit weiteren Gästen im Fahrstuhl. Auch hier war niemandem etwas anzumerken.

Zurück im Zimmer war ich wieder überglücklich! Die Überwindung hat sich gelohnt, alles lief super und ich bewegte mich zum ersten mal in meinem Leben in genau dem Stil durch solch eine Location, wie ich es mir schon immer gewünscht hatte – mit knapp Knie langem Rock auf Pumps und Blazer – das sieht einfach schick aus und passt dann auch in solch ein Hotel.

Um 1100 Uhr hatte ich, wie bereits gesagt, einen weiteren Termin im Atelier, für ein paar mehr Tipps zu Make-Up und Styling. Also im Zimmer nur noch einmal kurze Kontrolle des Aussehens, Autoschlüssel eingepackt, das Beauty-Case (aka „Werkzeugkoffer“) mit meinen Utensilien zusammengesucht und mitgenommen und wieder raus auf den Flur und zum Auto. So langsam fühlte sich alles ein bisschen normaler an, also die grosse Aufregung und Unsicherheit verflog langsam.

Ich kam halbwegs pünktlich im Atelier an und wurde herzlich von Hannelore, der Inhaberin begrüsst und wir redeten ersteinmal einige Zeit – über das Atelier, was sie da so alles machen, über mich und wie wir die Zeit nutzen wollten. Wir entschieden uns zunächst für „die grosse Schminkschule“, was soviel bedeutet wie, sie schminkt mir eine Hälfte des Gesichts und ich muss es selbst in der anderen nachvollziehen. Sehr lehrreich 🙂 Und auch nötig, dann ich muss ja noch gut drei Tage auf mich selbst gestellt zurecht kommen und möchte dazu nicht aussehen wie ein Unfall. Gut, so grässlich kann es nicht gewesen sein, denn mein Vormittag im Hotel verlief ja schon ganz passabel.

Als das erledigt war sprachen wir recht locker über Dinge, die Frau so macht bzw. besser nicht macht. Das war für mich recht spannend… denn gerade alles das, was sie sagte, was Frau nicht macht, machte ich ohnehin nicht! Also auch nicht wenn ich „normal“ en-homme bin. Die meisten dieser eher typisch männlichen Manierismen fand ich schon immer doof. Also auch hier kein grosser Handlungsbedarf aber für mich weitere Bestärkung, dass das, was ich da tue ein inhärenter Teil meiner Persönlichkeit ist und keine aufgesetzte Verkleidung. Schön!

Die Zeit verging schnell und so meldete sich meine Reise-Freundin, ihr Name ist übrigens Andrea, bald per SMS, dass auch sie kurz vor Dresden auf der Autobahn unterwegs sei. Irgendwann nach 1400 Uhr verabschiedete ich mich von Hannelore und fuhr, schon etwas knapp an Sprit, zurück zu dem super Hotel. Das Benzin reichte noch sicherlich bis dahin, doch trotz der gewonnen Sicherheit machte mir der Gedanke so an eine Tankstelle zu fahren noch etwas Angst. An Tankstellen treffen sich ja nicht nur jene, die notgedrungen ihre Autos füttern, sondern oft auch jene, die gerade wir eher nicht treffen wollen – Halbstarke und Proleten. Aber noch reicht der Sprit, also zurück zum Hotel. Jetzt wusste ich ja cuh wie ich in die Tiefgarage komme und steuerte diese zielstrebig an. Gestern Nacht war die Garage noch relativ leer und die Parkplatzssuche recht einfach. Heute Mittag aber war das erste Parkdeck voll und ich musste ein Stockwerk tiefer. Und auch dort war es voll! Als ich die zweite Runde dreht kam mir ein Mann aus dem Treppenhaus direkt entgegen und winkte mich freudig nach links zu mehreren freien Plätzen – Frauenparkplätze! Ob er mich im Auto gesehen hatte? Und als Frau erkannt und deswegen meinte, das sei passend? Wir werden es nie erfahren. Aber ich habe herzlich und auch ein Stück stolz gelacht!

Andrea kannte ich bis dahin nur per Textnachrichten aus dem Cross-Dresser Forum und war daher reichlich gespannt, wie sie denn so im realen Leben sein würde. Ich war gerade im Zimmer zurück und hatte meine Jacke ausgezogen, da klingelte auch schon das Telefon – sie war auch schon da, eingecheckt und auf ihrem Zimmer. Fünf Minuten später trafen wir uns auf dem Flur und gingen aus dem Hotel, über den Altmarkt in ein Kaffee.

Andrea ist für mich ein Phänomen. Sie lebt sich selbst als Frau erst seit Anfang des Jahres, aber dafür gleich mit Vollgas – also nicht zeitlich, das trennt sie sehr genau zwischen Mann-sein und Frau-sein. Aber wenn Sie dann Frau ist, dann auch wirklich ganz und ohne Rücksicht auf Verluste 🙂 Nunja, schon ein bisschen Rücksicht, aber mit wesentlich mehr Selbstvertrauen, als ich es bis dahin aufgebracht habe. Und so war ich dann sehr froh, dass mir diese selbstbewusste Person zur Seite stand und wir wie selbstverständlich das Hotel verliessen. Für mich war das alles andere als selbstverständlich, aber Andrea zeigte keinerlei Anzeichen irgendwelcher Zweifel – perfekt! Zudem sah sie auch wirklich super aus – sehr fraulich zwar, was nicht mein Stil wäre (muss es ja auch nicht), aber ich hätte im Leben nicht erkannt, dass sie keine Bio-Frau ist.

Wir sassen dann sicherlich gut eine Stunde im Kaffee, tranken denselben und hatten ein Stückchen Kuchen dazu während wir uns unterhielten und etwas weiter kennenlernten. Der Raum in dem Kaffee war recht eng bestuhlt und so kam ich nicht drumherum, permanent und etwas nervös und angespannt die restlichen Gäste nach Reaktionen abzutasten. Das frustrierende dabei ist, man registriert nichts Eindeutiges, also weder ob man erkannt oder komisch angeschaut wurde, noch ob man nicht erkannt wurde. Einfach nichts. Ist es tatsächlich so einfach? Noch war ich mir aber selbst noch nicht sicher genug, um jetzt darüber zu stehen, also blieb mir eine gewissen Nervosität erhalten.

Schlussendlich war ich dann ganz froh, als wir das Kaffee wieder verliessen, wo ich mich etwas wie auf einem Präsentierteller gefühlt hatte. Draussen schien die Sonne, was auf der einen Seite wunderbar war, aber auf der anderen meine Befürchtungen erkannt zu werden noch etwas verschlimmerte – nichts ist für uns schlimmer, als grelles Tageslicht! Da nützt das beste Make-Up nichts, da sieht man dann doch etwas Bartschatten. Jedenfalls ich sehe ihn, die anderen auch?

Zurück im Hotel gönnten wir uns auf unseren Zimmern etwas Ruhe und verabredeten und für etwas später zum Abendessen – rüber in die Neustadt, dort soll es eine gute Kneipenkultur geben. Kneipen? So viele Leute!

Für den Abend zog ich dann einen längeren Rock und wieder die Stretch-Stiefel mit Block Absatz an, denn in die Neustadt war es ein Stück zu laufen. Das Halbdunkel des Abends verbarg uns genug, sodass ich mir endgültig keine Gedanken mehr über ein mögliches Entdecktwerden machte – was recht befreiend war. Den paar Passanten, die uns auf dem Weg direkt entgegen kamen schienen wir nicht sonderlich aufzufallen – perfekt. Und selbst Begegnungen unter direktem Laternenlicht waren kein Problem. Das gab Sicherheit.

Über eine Brücke ging es in die Neustadt und direkt auf eine Art Fussgängerzone, an der jetzt am Abend, und zudem noch am Feiertag, es war der 3. Oktober, alle Geschäfte geschlossen waren. Auch Lokale oder Kneipen waren eher nicht zu sehen. Wir liefen bis zum Ende der Fussgängerzone, doch da war auch nichts von Lokalen zu sehen – schade auch! Wie sich später herausstellte, waren wir dort auch noch falsch, wir hätten noch gut 1-2km laufen müssen. Uns war aber schon etwas kalt also machten wir uns über eine Parallelstrasse langsam wieder zurück. Dort fanden wir dann doch noch einen halbwegs ansprechenden Italiener – also ein Lokal, keinen Touristen 🙂

Nach dem Kaffee also nun mein zweiter Besuch en-femme in einem Lokal, sehr aufregend! Der Laden war gut besucht und wir mussten nach einem Tisch fragen und dann auch noch ein bisschen im Eingangsbereich warten. Ständig liefen andere Gäste oder die Bedienungen an uns vorbei und jedesmal zuckte ich innerlich etwas zusammen – aber auch jedes mal ein bisschen weniger. Dann endlich war ein Tisch für uns frei. Gang dorthin, setzen etc. nichts Besonderes, wenngleich ich natürlich die anderen Gäste versuchte abzumustern, ob sie denn eine besondere Reaktion zeigten. Nein.

Der noch etwas spannendere Punkt war dann die Bestellung. Hier heisst es zwangsläufig mit der eher männlichen Stimme aufzufallen. Nunja, ich hatte Hunger und wollte gerne ein bisschen Wein trinken, also musste ich da wohl durch. Die Bedienung war sehr freundlich und liess sich nichts anmerken – ob sie überhaupt etwas gemerkt hat? So geht es mir eigentlich ständig in diesen Tagen – ich will verflixt nochmal wissen, was die Leute da gerade von mir denken? Aber das werden wir wohl nur selten erfahren.

Der Rest des Abends war schön, aber unspektakulär. Nach dem Essen schlenderten wir gemütlich zurück zum Hotel und hatten auf besagter Brücke noch einen schönen Blick auf ein großes Feuerwerk irgendwo am anderen Ende von Dresden. Ich hatte aus meiner Wahlheimat Pfalz noch ein paar Flaschen Secco (ehem. Prosecco, aber das darf man nur noch zu dem „echten“ aus Italien sagen) dabei und wir entschlossen uns, zum Abschluss dieses wunderbaren und erfolgreichen Tages, eine davon zu köpfen. Gesagt getan und so sassen wir sicherlich noch fast zwei Stunden bei Andrea im Zimmer und unterhielten uns über die Göttin, Welten und natürlich auch unserer Sichtweisen auf uns CD/TV/TS/Trans*. Andrea hat in diesen Belangen schon ganz Erfahrungen als ich, die ich bisher vornehmlich im Internet unterwegs war. Sie hingegen traute sich ja schon länger etwas mehr und besucht seit geraumer Zeit auch diverse Veranstaltungen wie bspw. Treffen von Selbsthilfegruppen. Das war dann für mich sehr interessanter Gesprächsstoff! Denn sie konnte mir, sozusagen aus erster Hand, etwas über diese unterschiedlichen Leute erzählen, was man ja im Internet nur aus Selbstdarstellungen und Beiträgen destillieren muss. Es war dann auch schon wieder fast 02:00 Uhr als wir uns eine gute Nacht wünschten und ich zurück in mein Zimmer ging.

Damit waren dann also schon zwei Tage vorbei – wie schnell das geht!

Und welches Fazit könnte ich bisher ziehen?
Klasse!
Bis dahin gab es wirklich nichts, aber wirklich gar nichts, was auch nur den Anflug von Kritik würdig wäre. Es hat alles super geklappt, Andrea ist mir eine super Begleitung, da sie mit ihrem bereits starken Selbstbewusstsein für mich den Weg bereitet, die Stadt ist toll, das Wetter ist, für die Jahreszeit, grossartig, das Hotel ist einfach grösstmögliche Spitze und ich fühle mich, wie sagt man so schön, pudelwohl – und ein Stück weit auch irgendwie „angekommen“.

Uns so lege ich mich in mein Luxus-Bettchen und überlege schonmal, was ich am Morgen zum Frühstück anziehen werde 🙂

…Bericht über die weiteren drei Tage kommt bald…