Wir haben gerade zu Hause den Warmwasser Boiler an der Gas Heizung außer Betrieb gesetzt und stattdessen einen elektrischen Durchlauferhitzer angeschlossen. Jetzt fragen sich vielleicht einige – Wie bitte? Sind die blöde? Gas ist doch noch immer viel billiger?
Ob man es glaubt oder nicht, über diese Frage habe ich mich vor einigen Jahren mal mit dem regionalen Heizungs- und Sanitär Innungsobermeister gestritten. So lange, bis ich ihn sogar freundlich vor die Tür gesetzt habe. Was war geschehen?
Das Thema ist kompliziert und wie bei so vielen Dingen, kann und sollte man nicht versuchen alles über einen Kamm zu scheren. So ist es zum Beispiel, wie ich finde, sehr wichtig zu berücksichtigen, wie das Nutzungsverhalten aussieht. Wann wird denn warmes Wasser im Haushalt gebraucht? Und wieviel? Und was meint man eigentlich, wenn man über „Effizienz“ spricht?
Mein Streitpunkt mit dem Innungsmeister war, dass er par tout meinte, eine Gas Heizung sei effizienter bei der Warmwassererzeugung. Das war und ist mir bis heute nicht einsichtig. Eine Gas Heizung, oder in dem Fall auch Öl Heizung, erhitzt in der Regel einen Pufferspeicher auf eine bestimmte Zieltemperatur. Beim Erhitzen geht überall Energie verloren: das Abgas, nicht 100% isolierte Zuleitungen zum Pufferspeicher und zuletzt der Speicher selbst. Beim Abschalten unseres (alten) Speichers konnte ich danach gut beobachten, dass der im Sommer, also recht warmer Keller, noch immer etwa 5 Grad pro Tag von alleine verloren hat, bei einem Volumen von, schätze ich, ca. 250 Liter. Hinzu kommt, dass diese Speicher immer auf eine maximal im Haushalt benötigte Temperatur erhitzt werden, nicht auf die Temperatur, die im Anwendungsfall wirklich gebraucht wird. Oder wer wäscht sich mit 50, 60 oder 70 Grad heißem Wasser die Hände? Also ich nicht. Aber diese Temperatur wird dann zuerst erzeugt und bis an den Wasserhahn geliefert, wo man es dann mit kaltem Wasser mischt, um die wirklich gewollte Temperatur zu erhalten. Auf diesem Weg entstehen erneut zusätzliche Verluste.
Im Gegensatz dazu ein moderner elektronisch geregelter Durchlauferhitzer [1]. Erstens ist soetwas viel kompakter und kann damit auch an einem Ort installiert werden, der die Leitungswege zu den Zapfstellen minimiert – kein langer Weg mehr für das warme Wasser aus dem Keller bis zum Hahn. Doch das Wichtigste ist, den elektronisch geregelten Durchlauferhitzer (DLE) kann man am Gerät und an Fernbedienungen auf genau die Temperatur einstellen, die man gerade braucht. Kein unnötiges Aufheizen auf 50, 60 oder 70 Grad und Runterkühlen mit kalten Wasser. Nein, es kommt genau so aus dem Hahn oder der Duschbrause, wie man es möchte. Alleine das spart eine Menge Energie. Es wird auch kein warmes Wasser mehr vorgehalten und immer wieder erhitzt, sondern es wird nur genau dann warmes Wasser erzeugt, wenn es auch abgenommen wird, also noch weitere Energieersparnis. Und was für mich besonders einleuchtend ist, es wird im Betrieb praktisch ausschließlich das Wasser warm, der Durchlauferhitzer selbst bleibt kalt, also keine Wärme=Energie die nutzlos irgendwohin geht, im Vergleich zu Abgas und Rohrleitungsverlusten der klassischen Heizung. Der DLE pumpt nur genau soviel Energie in das Wasser, wie gebraucht wird, um es auf genau die Temperatur zu bringen, die auch wirklich benötigt wird und alle aufgewendete Energie landet auch nur im Wasser, nicht irgendwo anders.
Und dann versucht mir der Innungsobermeister zu erzählen, dass das nicht effizient sei? Ich glaube, was er eher meinte war Kosteneffizienz, nicht Energieeffizienz. Das ist nun schon ein paar Jahre her und damals war die kWh Gas noch deutlich billiger. Nun ja, könnte man also vielleicht so sehen. Aber nein, nur weil wir damals noch billiges Gas hatten, macht es die Technologie nicht besser.
Alleine die 5 Grad Verlust pro Tag am Speicher sind ca. 250 Liter x 1,16Wh x 5 Grad = 1,45kWh [2] Energieverlust. Jeden Tag, das sind fast 530kWh pro Jahr. Für nichts. Nur für die Bereithaltung des warmen Wassers, nicht für die Nutzung, das kommt ja noch hinzu. Wieviel Strom der DLE über das Jahr verbrauchen wird, ist natürlich etwas schwer zu ermitteln. Was aber klar sein sollte ist, dass nur jene Menge Strom in Wh benötigt wird, die auch als Energie im Wasser landet.
Und für die, die noch diese alten hydraulisch „gereglten“ Durchlauferhizter hassen gelernt haben, die praktisch nur zwei oder drei Stufen kannten und bei denen man größte Mühe hatte, eine konstante und angenehme Temperatur zum Duschen hinzubekommen, denen sei gesagt, mit einem elektronisch geregelten DLE ist das kein Problem mehr: Temperatur einstellen und genau diese kommt dann auch aus dem Hahn, egal wie weit man diesen aufdreht. Wir hatten vor vielen Jahren von Vaillant einen aus der VED Exclusiv Reihe und haben jetzt auch wieder einen für zu Hause – mit max. 21kW, reicht für uns völlig. Am Gerät selbst kann man die Soll-Temperatur an einem LCD und vier Tasten einstellen. Dazu haben wir zwei Fernbedienungen, eine in der Küche und eine im obere Badezimmer. Damit kann jetzt überall, wo warmes Wasser gezapft werden kann, auch direkt vor Ort die gewünschte Soll-Temperatur eingestellt werden.
Für mich die effizienteste Art, warmes Wasser im Haushalt zu haben.
[1] Vaillant electronicVED exclusive
https://www.vaillant.de/heizung/produkte/elektronische-durchlauferhitzer-electronicved-187968.html
[2]