Fünf Phasen (der Selbstfindung)?

      Keine Kommentare zu Fünf Phasen (der Selbstfindung)?

Seit einiger Zeit beschäftigt mich dieser Gedanke, inspiriert durch einige Gespräche mit anderen Betroffenen. Gibt es bei unserer Trans* (und vermutlich auch einigen anderen) Selbtfindung und Selbstwerdung vielleicht die gleichen fünf Phasen, wie sie die Schweiz-Amerikanische Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross für das Sterben aufgestellt hat? Sie hat viele Menschen in ihrer letzten Lebensphase begleitet und festgestellt, dass die meisten diese fünf Phase durchleben:

  1. Nichtwahrhabenwollen und Isolierung (Denial)
  2. Zorn (Anger)
  3. Verhandeln (Bargaining)
  4. Depression
  5. Akzeptanz (Acceptance)

Das kommt mir doch sowohl bei mir selbst als auch einigen anderen sehr bekannt vor?

Die erste Phase – Nichtwahrhabenwollen und Isolierung (Denial)

Absolut! Die wenigsten haben von Anfang keine Probleme damit „anders“ zu sein. Die meisten wollen es nicht wahr haben, schieben es weg und versuchen sich so gut wie nur irgendwie möglich anzupassen. Es darf einfach nicht sein, dass man so anders ist.

Die zweite Phase – Zorn (Anger)

Viele zeigen ungewöhnliche und nicht gut erklärbare aggressive Phasen. Teils gegen sich selbst gerichtet, gegen das „Anderssein“ oder gegen das, was das „Anderssein“ ausmacht. Für viele Transfrauen beginnt ihre Reise zur Selbsterkenntnis mit gegengeschlechtlicher Kleidung und die meisten hatten in ihrer Geschichte mindestens einmal eine große Reinigung und Läuterung, „the big purge“, bei dem alle mühsam gesammelten Kostbarkeiten mit einem mal weggeworfen werden und sich regelrechter Zorn und Wut dagegen erhebt.

Doch nie ist es von Dauer. Ist diese Büchse der Pandora einmal geöffnet, gibt es kein wahres Entkommen mehr.

Die dritte Phase – Verhandeln (Bargaining)

Reift langsam die Erkenntnis, dass man es nicht los wird und man eben „anders“ ist, beginnt die Zeit des Verhandelns. Es ist die Suche nach Möglichkeiten dazwischen, die den status-quo noch nicht riskiert, in der man noch verzweifelt am „normal“ festhält, obwohl man eigentlich bereits weiß, das nichts normal ist.

Die vierte Phase – Depression

Schlagen die Verhandlungen fehl, was sie eigentlich meistens tun, und man gelangt doch zu der Erkenntnis, dass man ganz anders ist und nicht nur halb und die Konsequenz daraus langsam bewusst wird, dann kann dies niederschmetternd sein. Es wird langsam klar, dass einiges verloren gehen wird, wenn das Realität wird, was sich bereits klar am Horizont abzeichnet. Das ist für niemanden ein gutes Gefühl. Verlust ist fast immer deprimierend.

Die fünfte Phase – Akzeptanz (Acceptance)

Und dann, ganz zum Schluss, findet man sich damit ab. Man macht seinen Frieden damit und lässt es endlich auf sich zukommen. Man akzeptiert sein Schicksal und damit endlich auch sich selbst. Und dann, ja dann wird auf einmal alles gut und alle Strapazen und Mühen der ersten vier Phasen erscheinen auf einmal völlig banal. Hätte man sich doch nur gleich völlig so angenommen, wie man eben ist, es wäre einem vieles erspart geblieben.