„Grüner“ Wasserstoff aus Biogas?

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Heute lese ich in der FAZ gerade die Schlagzeile „Wasserstoff aus Biomüll„, leider liegt der größte Teil des Artikels hinter der Paywall der FAZ. Doch unabhängig davon, was die FAZ schreibt, möchte ich hier ein paar Gedanken loswerden.

ich hatte meine Zweifel an der sogenannten „Wasserstoffstrategie“ schon in meinem Artikel zu E-Autos beschrieben. Wasserstoff hat sicherlich in einigen Bereichen seine Existenzberechtigung, vor allem als Speichermedium für überschüssigen regenerativ gewonnenen Strom. Aber aus Biogas Wasserstoff zu machen halte ich für eine völlige Schnapsidee. Biogas, das zum Großteil, genau wie das Erdgas, aus Methan besteht, sollten wir lieber an den Stellen einsetzen, wo wir auch jetzt Erdgas einsetzen, also dort, wo wir entweder wirklich das Methan als Methan brauchen oder wo wir eventuell ältere Anlagen z.B. zur Wärmeerzeugung so schnell nicht umrüsten können, also unser Erdgasnetz und die Millionen von Heizungsanlagen.

Warum? Na weil wir Wasserstoff viel einfacher als durch eine Energie intensive Abspaltung von Biogas gewinnen können! Und weil wir das Methan haltige Biogas praktisch so wie es ist direkt in unser Erdgasnetz einspeisen könnten und damit Haushalte, Firmen und auch Industrien wie die Düngemittel Industrie versorgen können! Was im übrigen auch viel mehr Sinn macht, als das Biogas in Verbrennungsmotoren mit Generatoren in Strom umzuwandeln, so wie es heute noch oft in Biogasanlagen passiert. Strom können wir per Wind und Sonne reichlich machen, wenn wir nur endlich mal wollen und die Kapazitäten massiv ausbauen. Aber mit Strom können wir keinen Dünger für die Landwirtschaft herstellen und Strom können wir nicht gut für die Heizung im Winter in Speichern aufheben, Gas aber schon, vor allem Erdgas oder eben Biogas, weil wir hierfür bereits eine große Infrastruktur zur Verfügung haben, unser Erdgasnetz.

Für das Erdgasnetz und die Erdgasspeicher ist Wasserstoff im Übrigen nicht geeignet, da Wasserstoff andere Eigenschaften als Erdgas hat. Eines der größten Probleme ist, dass Wasserstoffmoleküle (H2) sehr viel kleiner sind, als die Kohlenwasserstoffe in Erdgas. Diese sind so klein, dass sie auch aus sehr kleinen Löchern oder porösen Behältern entweichen können. Wo eine Leitung dicht genug für Erdgas ist, würde Wasserstoff vermutlich dennoch aussickern. Für Lagerung und Transport müssen also neue, besonders dichte Leitungen und Behälter installiert werden.

„Grünen“ Wasserstoff ausgerechnet aus Biogas und durch Einsatz von zusätzlicher Energie herzustellen erscheint zumindest mir völlig unsinnig. Biogas hingegen zu fördern und mehr davon bspw. aus Bioabfällen, von denen wir reichlich haben, herzustellen und aufzufangen, ist allerdings total sinnvoll, um es langfristig an den Stellen, an denen wir soetwas wie Erdgas wirklich gut gebrauchen und/oder nur schwer ersetzen können, zu verwenden. Wasserstofferzeugung gehört aber ganz sicher nicht zu diesen Bereichen.