Ich muss ehrlich sagen, dass ich gerade wieder arge Sorgen um die Zukunft habe. Die EZB steht mit den 0% Zinsen mit dem Rücken zur Wand und es ist bis heute noch kein Stück der Schuldenkrise gelöst, lediglich aufgeschoben. Was sollen sie denn noch machen, um den „Markt“ zu beleben? Die nächsten Blasen spannen sich langsam auf.
Die nicht-wirtschaftlichen Krisen rücken auch immer näher. Die „Lösung“ der Flüchtlingskrise durch Merkel ist nichts anderes als ein Verschieben des Problems auf andere, nämlich unter anderem die Türkei und die anderen Grenzstaaten. Es führt zu einer immer stärkeren Abschottung unserer westlichen Konsumgesellschaften gegen die armen Länder, die wir mit unserer Wirtschaftspolitik der letzten 50 Jahre und mit der Kolonialpolitik der 100 Jahre zuvor ausgebeutet haben. Afrika ist ein desaströser Kontinent und daran tragen die westlichen Industrienationen die Hauptschuld. Nordafrika und naher Osten sind Pulverfässer, voll von Frustration und religiös-kulturellem Fanatismus, nicht zuletzt ebenfalls angetrieben und angeheizt durch die Öl zentrierte Wirtschaftspolitik der letzten 70-80 Jahre.
Diese Völkermassen machen sich nun auf ihren Weg, denn dort wo sie ihre Heimat haben, wird es bald keine mehr für sie sein. Ganz Nord-Afrika ist ein großes fanatisch aufgeheiztes Militärtrauma. Alle Länder des so viel beschworenen arabischen Frühlings haben eine krasse Kehrtwende vollzogen, die Situation ist überall schlimmer als zuvor – und der Fanatismus dramatisch gewachsen.
Das Ganze wird uns gewaltig um die Ohren fliegen, es ist nur die Frage, wann. Das sich diese Konflikte rein vor Ort von selbst lösen oder mit Hilfe lösen lassen, daran glaube ich nicht. Fast alle diese Länder basierten über zwei Generationen lang auf einem Wohlstand, dessen Ressourcen nun zu Ende gehen. Andere hatten nie solche Ressourcen, sehen aber immer mehr, dank Technologie, was andere haben und welch spärliche Krumen man für sie übrig lässt. Das ist nicht zu befrieden.
Leider sieht man auch keine ernsthaften Bemühungen der westlichen Länder, an dieser Situation irgendetwas zu ändern. Abgeben will niemand etwas, doch das wäre jetzt die einzige wirklich nachhaltige Lösung. Also was wird passieren?
Ich denke, der Druck an Flüchtlingen wird nicht abnehmen, er wird wachsen. Auch wenn es in der Gegend in und um Syrien wieder friedlicher wäre, so ist die Gegend selbst viel zu heterogen, um langfristig stabil zu bleiben. Doch für viel dramatischer halte ich die Situation in Afrika. Die Flüchtlinge, die wir jetzt aus Afrika sehen, sind nur ein milder Vorgeschmack. Das werden mehr werden, viel mehr. Die ideologisch / religiöse Fanatisierung wird zunehmen und auf fruchtbaren Boden fallen.
Aber auch bei uns sieht es nicht rosig aus. Sollte es tatsächlich zu einem weiteren größeren Finanzkollaps kommen, wird dieser vermutlich deutlich dramatischer Ausfallen, als die letzte Finanzkrise. Kleine Vermögen werden sich schlagartig in Nichts auflösen, weil sie entweder bei Pleitebanken liegen, in Pleiteanlagen stecken (bspw. kapitalgedeckte Versicherungen) oder weil eine kurzfristige massive Inflation alles auffrisst – oder alles zusammen. Die Probleme mit Flüchtlingen werden zunehmen und den Sozialstaat an seine Grenzen bringen und wir werden eine sehr hässliche Neiddebatte bekommen, in der es auch nicht wohlhabenden hier lebenden Bürgern an den Kragen gehen wird. Wo nichts mehr zu verteilen ist, kann eben auch nichts verteilt werden. Der Fanatismus wird auch hier um sich greifen – kein Islamismus, vermutlich, aber irgendetwas anderes, was gerade zur Hand ist – rechts, links, eigentlich egal, Hauptsache fanatisch genug und mit genügend Heilsversprechungen. Es wird in den Ballungszentren beginnen, den Städten mit ihren sozialen Ghettos der Unterschichten, die ihren Unmut in die gentrifizierten Zentren tragen werden.
Dann möchte ich gerne weit weg davon sein – und unabhängig. Also doch ein Einsiedlerhof, mit viel Land drumherum, zur völligen Selbstversorgung, im Notfall?
Mit etwas Glück werden wir auch all dies gar nicht mehr miterleben, weil dieses wackelige Konstrukt doch etwas länger hält, als man denkt. Ich habe allerdings den Eindruck, dass sich alles gerade beschleunigt, die Krisenzyklen werden kürzer. Zur Zeit fühlt es sich für mich ein wenig wie Ruhe vor dem Sturm an. Obwohl um uns herum alles zerfällt, erscheint es hier erstaunlich ruhig. Mehr Schein als Sein?
Die Amerikaner haben durch ihr Öl basiertes dramatisches Wachstum Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts die gesamte Weltwirtschaft auf Öl getrimmt und seither bestimmt. Die US Amerikanische Währung hängt am Öl und ist die größte Währung der Welt, eng verflochten mit der gesamten Weltwirtschaft. Doch das Öl geht aus, auch nur eine Frage des Wann und nicht des Ob. Selbst die Rockefeller Foundation investiert seit diesem Jahr nicht mehr in Öl und einige Länder überlegen ernsthaft schon recht bald, in 10, 20 spätestens 30 Jahren, Verbrennungsmotoren zu verbieten. Die Öl produzierenden Länder, deren gesamter Wohlstand auf eben jenem Öl basiert, bekommen damit ihre Grundlage entzogen, eine Grundlage, die die westlichen Länder dort erst etabliert haben.
Bestes Beispiel Saudi, eine der Brutstätten für fanatischen Islamismus und einer der größten Finanziers der fanatischen Gruppen. Was wird wohl passieren, wenn das Königshaus die Vergünstigungen für seine Bevölkerung wegen einer drohenden Staatspleite streichen muss? Und die Saudis sind nur eines der vielen Länder im nahen Osten, die ganz direkt von den Petro Dollars völlig abhängig sind – in einer ohnehin schon extrem instabilen Region, die nun seit zwei Generationen nichts mehr anderes kennt, als vom Öl zu leben. Hört dort das Öl auf zu fließen, entwickelt sich in kürzester Zeit völliges Chaos, die Staaten werden in Bürgerkrieg zerfallen. Die Staaten dazwischen, die keinen Ölreichtum haben, werden dann mit in den Abgrund gerissen – so wie man es gut an Lybien und seinen Nachbarn sehen konnte.
Das werden harte Zeiten.
Ich habe noch vielleicht 40 Jahre, mit etwas Glück. Wenn ich zurück blicke, was in den letzten 40 Jahren, also seit 1976, passiert ist, welche Veränderungen und Umwälzungen, so bin ich mir sicher, dass auch ich noch Dramatisches erleben werde.
So, jetzt höre ich aber mal auf, mit der Schwarzmalerei 🙂
Oder doch noch einen? Seit ein paar Tagen / Wochen kursieren Meldungen durch die Medien, dass einige Länder laut darüber nachdenken, Verbrennungsmotoren in vergleichsweise naher Zukunft verbieten zu wollen. Das mutet schon etwas seltsam an? Die letzten Jahre ist bzgl. Entwicklung der Alternativen zur Erdöl getriebenen Fortbewegung praktisch nichts passiert. Und jetzt auf einmal soll es nicht „nur“ gefördert werden, sondern die alte Technologie gleich ganz verboten werden? Was ist hier passiert?
Gerade erst ging ein entsprechender Gesetzentwurf der Niederländischer in die zweite Kammer des Parlaments und die sind nicht alleine, Norwegen ist auch drauf und dran. Ich habe den Eindruck, vielleicht etwas verschwörungungstheoretisch, die wissen etwas, was die breite Bevölkerung nicht weiß, vielleicht eine gerade unter der Hand erschienene aber vertrauenswürdige Prognose über die restlichen Öl Vorräte? Oder ein bevorstehender Zusammenbruch der Erdöl exportierenden Länder? Oder ein US$ Kollaps…? Da fielen mir eine Menge Dinge ein, die es absolut überlebensnotwendig machen würden, sich vom Erdöl als Energielieferant für die in unseren Breiten so wichtige Mobilität unabhängig zu machen.
Peak-Oil ist durch, das steht außer Frage. Wir verknallen von dem wertvollsten, weil wichtigsten, Rohstoff mega-tonnenweise Material – für nichts. Vielleicht ist auch ein Teil der Logik, lieber das sinnlose Verknallen zu bremsen und dann zu stoppen, um noch länger etwas von dem Rohstoff für andere Industriezweige zu haben, für die es sonst keine Alternativen gibt.