Das Internet ist kein „rechtsfreier Raum“, wie es gerne von Befürwortern eines allwissenden Überwachungsstaats populistisch verbreitet wird. Nein, das Internet ist ein rechtsdurchsetzungsfreier Raum! Wir haben die Gesetze, sie werden nur nicht konsequent zur Anwendung gebracht. Genau so erscheint mir gerade die völlig überdrehte Diskussion um unsere Energieversorgung. Wir haben keine Energiekrise! Wir haben genug Energie. Wir schaffen es nur nicht, sie auch dorthin zu bringen, wo sie benötigt wird, wenn sie benötigt wird. Und nein, das liegt nur zu einem (kleinen Teil) an den noch nicht ausgebauten Verteilnetzen. Es liegt vor allem daran, dass unser Staat jahrelang beim Auf- und Ausbau von Alternativen zu klassischen Großkraftwerken viel zu restriktiv war. Jetzt zahlen wir, die Bürger*innen, die Rechnung dafür.
Genehmigungsverfahren für neue Großanlagen zur regenerativen Energieerzeugung dauern schlicht ewig und sind irre aufwändig. Hat man es dann doch geschafft, kann die Inbetriebnahme durch weitere nötige Genehmigungsverfahren Jahre dauern. In Deutschland liegen aktuell hunderte Megawatt installierte und betriebsfertige Leistung brach, weil irgendein Papier fehlt. Weitere hunderte Megawatt wurden noch gar nicht installiert, obwohl Investoren dafür da wären, aber die nötigen Genehmigungen schlicht noch nicht erteilt oder vorneweg ganz verweigert wurden.
Also erzähl mir bitte niemand, wir hätten eine Energiekrise! Wir könnten genug Energie haben, regenerativ, wenn… ja, wenn Merkel und ihr Wirtschaftsminister Peter Altmaier nicht 16 Jahre lang eine ganze Industrie konsequent zugunsten der großen Energiekonzerne in den Boden gerammt hätten. Wir hatten einmal eine blühende Photvoltaikindustrie, das thüringische Solar Valley. Innovative Firmen, Herstellung in Deutschland von allem, was man brauchte, tausende Arbeitsplätzen, dort und im ganzen Land. 2012 war auf einmal Schluss und etwa 30.000 Arbeitsplätze wurden innerhalb eines Jahres vernichtet. Einer der Hauptgründe dafür waren Gesetzesänderungen aus dem Wirtschaftsministerium unter Altmaier – drastische Reduzierung der Einspeisevergütungen, Änderungen im EEG Gesetz, Beharren auf unbeschränkten Freihandel mit China etc. Doch nicht nur Photovoltaik war davon betroffen. Immer neue und immer komplexere Vorgaben und Einschränkungen machten auch den Ausbau der Windkraft immer unattraktiver für kleine und mittlere Unternehmen. Stattdessen wurde sich auf großindustrielle Vorhaben konzentriert, wie offshore Windparks, die naturgemäß aber eben nur entlang der wenigen Küsten und noch aufwändiger gebaut werden müssen, als Windräder an Land. In der Folge passierte das Absehbare, auch der Ausbau der Windkraft geriet massiv ins Stocken und auch die Windkraftanlagenindustrie geriet ins Straucheln. Firmen wie Siemens Gamesa, Nordex, Vestas etc. rutschten immer weiter in die roten Zahlen, die Kapazitäten, die sie aufgebaut hatten, wurden nicht mehr gebraucht, sie wurden unwirtschaftlich. Viele Standorte gingen verloren, erst vor ein paar Monaten machte bspw. Nordex in Bremerhafen dicht, wieder einige hundert Arbeitsplätze verloren.
Die klassischen Energieunternehmen, allen voran RWE, e.on, Vattenfall frohlocken, denn alle beschlossenen neuen Gesetze begünstigen ihre alten Großkraftwerke. Das Ziel war erreicht, Erneuerbare Energie wurde unattraktiv gemacht, das Geschäftsmodell der Dinosaurier gerettet. Heute zahlen wir die Rechnung für die Versäumnisse von Merkel & Co, ihrer Hörigkeit gegenüber den großen und mächtigen Energiebossen.
Nein. Wir haben keine Energiekrise. Wir haben eine politisch bewusst herbeigeführte Energie Herstellungs- und Verteilkrise! Während in anderen Ländern dezentrale Energieerzeugung, Speicherung und Verteilung seit Jahren auf der Agenda steht und gefördert wird, haben wir in Deutschland die alten Energieriesen gefördert und bevorteilt. Und selbst mit einem Grünen Wirtschaftsminister Habeck hört das noch immer nicht auf!? Mir völlig unverständlich.
Was jetzt nötig wäre? Die Lage ist ganz schön verfahren, weil wir in wenigen Monaten nicht Jahre der Misswirtschaft aufholen können, also muss man zähneknirschend wohl konstatieren, ja, Mist, aber die Kohleverstromung ist wohl aktuell nötig, damit wir keine Probleme bekommen.

Quelle: Zeit
Auch Strom aus Gas, so beknackt das gerade aktuell ist, ist wohl nötig, weil leicht regelbar. Doch das muss nicht so bleiben. Was wir unbedingt schnell ausbauen müssen, sind Stromspeicher jeder Art – Wasser Pumpspeicher, Druckluft Pumpspeicher, Großbatterien, mittelfristig auch Speicher mit Wasserstoff. Alle diese zusammen können dann die Regelenergie aus Erdgas und dergleichen ersetzen. Je mehr Speicher wir haben, desto mehr erneuerbare Erzeuger können ans Netz gehen und auch am Netz bleiben. Die Speicher müssen dezentral über das ganze Land verteilt sein, genau wie die Energieerzeugung. Es kann und darf nicht sein, dass regenerative Energieanlagen abgeregelt werden, weil gerade das Netz schon voll ist, dafür aber dann Kohlekraftwerke weiterlaufen – kann man halt nicht so schnell runter regeln wie Photovoltaik oder Windkraftanlagen. Das muss aufhören und zwar schnell! Dann würde auch bald das Bild vor diesem Absatz deutliche anders aussehen. Schon heute könnte der Anteil Regenerativer deutlich höher sein, wenn sie nicht dauernd abgeregelt würden.
Die irrsinnige Preisbildung für Strom an den Strommärkten muss ganz dringend abgeschafft werden. Regenerative Energie ist seit Jahren pro kWh billiger, als praktisch alle anderen klassischen Energiequellen. Warum zahlen wir noch immer so viel? Wegen der völlig durchgeknallten Preisbildung am Strommarkt – der teuerste gewinnt und alle bekommen dann den teuersten Preis. Klingt komisch? Ja! Ist aber so! Wer hat sich sowas ausgedacht? Und wem kommt es am meisten zugute? Hmm… vielleicht den alten Dreckschleuderkraftwerks Dudes? Auch die Netzentgeltregelungen müssen dringend reformiert werden. Die Deutschen Stromnetze gehören wem? Ah, den Betreibern der alten Großkraftwerke! Und wo werden gleich wieder neue große Stromtrassen gelegt? An die großen alten Kraftwerke und nicht in die Nähe von Anlagen regenerativer Anbieter? Oder dezentral? Und wer bestimmt dann gleich wieder, wo welcher Strom eingespeist werden kann? Ach, RWE, e.on und Vattenfall? Und wer hat dafür die gesetzlichen Grundlagen geschaffen? Aber nein, nicht doch, das würde nach Korruption und Vetternwirtschaft riechen… würde in Deutschland doch nie jemand machen, vor allem nicht eine lupenreine CDU geführte Regierung!
Der Regulierungswahnsinn für Anlagen zur regenerativen Energiegewinnung muss endlich aufhören. Windkraft, Solar, egal, wir müssen Jahrzehnte verpasster Chancen aufholen, schnell! Wir könnten heute dramatisch besser dastehen und russisches Gas könnte uns völlig egal sein, wenn uns nicht die vorangegangenen Regierungen völlig bewusst so in den Dreck geritten hätten.
Wir haben keine Energiekrise. Energie ist mehr als genug vorhanden.
Der Staat muss nur endlich mal einen Schritt zur Seite gehen und die Ernte zulassen!
Und wenn wir das nun alles schon machen, dann bitte so, dass wir nicht wieder von irgendjemand abhängig werden – egal von vom. Alles was wir hier in Deutschland herstellen können, sollte dazu auch in Deutschland hergestellt werden! Es gibt Null Grund und Argument, jeden Mist aus China zu importieren. Billiger ist das schon länger kaum noch, politisch extrem fragwürdig und ökologisch völlig unvertretbar – da wird alles dann per Flugzeug oder mies dreckigen Frachtschiffen um den halben Globus geschippert!? Muss das echt sein? Für Zeug, dass wir hier selbst herstellen könnten, wenn Geiz ein wenig weniger geil wäre.
Also lasst uns doch mal bitte aufhören, ständig mit dem Finger auf andere zu zeigen und Krisen herbei zu reden. Packen wir lieber an, hier Dinge voran zu bringen – auf dem eigenen Hausdach mit Photovoltaik, unsere Ortschaften unabhängiger von fremder Energie zu machen, lokale Ressourcen nutzen statt alles zu importieren. Dies kann auch eine Chance sein, nachhaltig neue Arbeitsplätze zu schaffen, wenn wir sie ergreifen. Die Politik ist hier am meisten gefragt, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, indem sinnlose Hürden abgebaut werden.