Olle Heizung energiesparend optimieren

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Wir haben in unserem Wohnhaus noch eine alte Gas Heizung, wirklich alt, so eine gelbe Kiste, die mit Brennern unter einem Wassertank direkt das Heizungswasser erhitzt, dieses Monster:

Als wir das Haus mit der Heizung übernommen haben funktionierte das so, dass die Heizung zu Beginn der Heizperiode von „Sommer“ auf Winter umgeschaltet wird. Ab dann lief die Pumpe 24 Stunden am Tag und die Heizung hielt das Heizwasser auf der eingestellten Temperatur, die üblicherweise bei so 70 Grad lag.

Als wir das Haus saniert haben, habe ich alle Heizkörper vergrößert, damit noch genug Energie bei niedrigen Vorlauftemperaturen abgegeben wird, sollten wir mal soetwas wie eine Brennwertheizung bekommen. Also habe ich direkt bei der alten Heizung die Vorlauftemperatur auf Minimum gestellt, was noch immer ca. 50 Grad sind. Das reicht in unserem Haus locker, auch dank der größeren Heizkörper, und minimiert damit dann auch die Verluste auf den Leitungswegen und erhöht damit die Effizienz.

Das die Heizung permanent das Heizwasser auf Temperatur hält, egal ob in den Räumen Wärmebedarf besteht oder nicht, war reichlich sinnlos. Zusammen mit der permanent laufenden Pumpe sorgt das dafür, dass das Heizwasser ständig durch die Leitung läuft und ständig auch dort Energie abgibt, wo sie gar nicht gebraucht wird.

Also habe ich als nächstes in den wichtigsten beiden Räumen, dem Esszimmer mit Küche und dem Wohnzimmer, Raumthermostate installiert:

Die alte Heizung hat dafür einen extra Eingang. Danach wird jetzt das Heizwasser nur noch erhitzt, wenn es auch Wärmebedarf gibt – macht irgendwie Sinn, oder?

Jetzt lief die Pumpe aber noch immer 24 Stunden am Tag, egal ob die Heizung heizt oder nicht. Also habe ich ein Nachlaufrelais in die Heizung eingebaut. Durch die Raumthermostate weiß ich, wann Heizbedarf besteht und wann nicht und wenn nicht, dann braucht die Pumpe auch nicht zu laufen. Wenn der Brenner gerade erst brannte, dann steckt noch eine Menge Energie in der Masse des Heizraums etc. also dachte ich mir, dass es wohl eine gute Idee sei, dass wenn der letzte Raumthermostat abschaltet, die Pumpe noch ein wenig nachlaufen sollte. Das macht dieses Nachlaufrelais, 30 Sekunden nach dem letzten Thermostat geht jetzt die Pumpe aus und wenn ein Thermostat wieder Wärmebedarf meldet, dann geht die Pumpe sofort wieder an. Das spart vielleicht noch ein wenig Gas, denn nach dem Abschalten der Pumpe verbleibt jetzt das warme Wasser wo es gerade ist und wird nicht sinnlos im Kreis gepumpt, wo es nur in den Leitungen abkühlt. Aber vor allem spart es jede Menge Strom, denn so eine ältere Heizungspumpe verbraucht selbst zwischen 30 und 60 Watt, je nach Typ und Einstellung. Liefe die 24 Stunden jeden Tag im Winter, sind das eine Menge Euro für nichts – bei 50 Watt eine gute Kilowattstunde pro Tag, bei den aktuellem Strompreisen also fast 10 Euro im Monat.

Jetzt sind diese Raumthermostate zwar schon super, aber noch nicht ganz ausreichend. Manchmal möchte man einfach schnell noch einen Schwups mehr warm haben. Dafür dann extra von der Couch aufstehen, Temperatur hoch stellen und wenig später wieder dahin und runterstellen (und oft genug vergessen)? Nicht so praktisch. Also habe ich ein bisschen „Smart Home“ hinzugefügt:

Shelly1 WiFi Switch

Das ist ein Shelly1 WiFi Schalter, noch etwas fliegend verdrahtet liegt der hier am Abgang zum Keller. Die Spannungsversorgung kommt von der Heizung. Jetzt kann ich per Smartphone oder Laptop über WiFi den Raumthermostat Kontakt schließen und damit der Heizung Wärmebedarf melden.

Seit einiger Zeit bastele ich zu Hause ein wenig mit der Software Home Assistant herum, um das ganze „Smart Home“ Zeug, was sich so langsam ansammelt, unter einen Hut zu bekommen. Der Shelly Switch war darin schnell hinzugefügt und jetzt können wir also flux vom Telefon oder Laptop aus unsere Heizung steuern. Das hatte dann auch den schönen Nebeneffekt, dass wir das nun auch von unterwegs können! Wenn wir ein paar Tage unterwegs sind können wir die Thermostate runter stellen, kurz vor der Rückfahrt schalte ich den WiFI Schalter ein und bis wir zu Hause sind, ist es wieder wunderbar muckelig warm.

Jetzt will man es auch in den einzelnen Räumen nicht ständig gleich warm haben, macht keinen Sinn. In einem Raum, in dem man sich voraussichtlich nicht aufhalten wird, braucht nicht immer geheizt zu werden. Das kann man mit elektronischen Heizkörper Thermostaten gut regeln. Der Tagesablauf ist ja meist gleich, also kann man gut ein Wochenprogramm einstellen. Bei uns ist z.B. das Wohnzimmer unter der Woche tagsüber etwas kühler, dafür aber Küche/Esszimmer nur am Morgen und dann wieder am Abend wärmer. Schlafzimmer sind Nacht und tagsüber kühler, aber um die Zeit des Zubettgehens etwas wärmer – ich mag es nicht, in eine kalte Decke zu krabbeln.

Ich wollte die Heizkörper Thermostate auch über HomeAssistant kontrollieren können, also brauchten die irgendeine drahtlose Anbindung. Weil sie einigermaßen günstig waren, habe ich dann zuerst einen Satz Thermostate eQ3 mit Bluetooth Low Energy gekauft:

Während die ersten Maßnahmen, also Raumthermostate, Pumpenrelais und WiFI Schalter, noch vergleichsweise günstig waren, gehen solche Heizkörperthermostate etwas ins Geld. Man braucht schließlich nicht nur einen davon, sondern einen pro Heizkörper. Wir haben etwa 11 Heizkörper im Haus, bei denen das Sinn machen könnte. Einer davon kostet ab ca. 40 Euro, bei 11 Stück ist man also direkt mal satt über 400 Euro los. Aber schlägt auch ein wenig das Spielkind in mir durch, also habe ich das mal gemacht.

Die eQ3 sind auch ganz gut, aber eben Bluetooth Low Energy, über die Probleme davon habe ich hier schonmal geschrieben; mit anderen Worten, alle Thermostate sind permanent per BLE in der Nachbarschaft sichtbar. Und nicht nur das, die BLE Implementation war auch noch so löchrig, dass man ohne Pairing die Thermostate umprogrammieren konnte. Das habe ich dann mal an eQ3 gemeldet und die haben das in einer neueren Firmware Version auch gefixt. Die Funk Reichweite des BLE ist auch nicht so der große Hit. Mein Home Assistant Server ist ein kleine Raspberry Pi der im ersten Stock steht. Von dort aus sehe ich dann die Thermostate im ersten Stock, das Esszimmer im EG, aber den Thermostat in der Küche im EG nicht mehr. Die Thermostate im Dachgeschoss konnte ich noch im BLE Scan sehen, aber eine Verbindung klappt nicht. Naja, immerhin.

Mit der neuen Firmware in den Thermostaten und außerdem einigen Änderungen in Home Assistant klappte das dann bald gar nicht mehr, etwas ärgerlich. In der Zwischenzeit hatte ich mir extra noch einen Bluetooth Low Energy Class 1 USB Stick mit größerer Antenne besorgt, der auch in der Tat etwas mehr Reichweite hinbekommt, aber jetzt klappte die Software nicht mehr und der neue Bluetooth Stick mit RTL8761B ist auch noch so der dollste, immer wieder hängt der sich auf, kann aber glücklicherweise per Software zurückgesetzt werden:

hciconfig hci0 reset

Nach der tollen Erfahrung mit den Shelly Komponenten, habe ich dann nochmal etwas Geld investiert und ein paar Shelly TRV zum Test gekauft:

Shelly TRV

WiFI, das wusste ich, ist im ganzen Haus ausreichend zu empfangen, also dachte ich, mit denen könnte ich dann alles kontrollieren. Bei dem stolzen Preis von gut 70 Euro pro Stück sollten die gefälligst auch gut sein! Stellt sich nur raus, klappt fast überall, nur nicht bis in die Küche. Ich hadere noch etwas mit mir, was ich nun damit machen soll. Ich könnte einen WiFi Repeater ins EG hängen. Das ist dann nur wieder 24 Stunden jeden Tag extra Stromverbrauch, nur um den einen Thermostat zu erreichen?

Ansonsten sind die Shelly TRV schon ganz nett. Das Web-Interface des Thermostats selbst kann in jedem Browser gesteuert werden, keine extra App etc. In Home Assistant sind die TRV auch in wenigen Minuten integriert, das ist also alles ganz schick. Im Gegensatz zu den eQ3 liefern die Shelly TRV auch die gemessene Raumtemperatur, d.h. man kann dann von woanders aus sehen, wie warm/kalt es in dem Raum gerade ist. WiFi braucht etwas mehr Strom, also haben die TRV einen eingebauten fetten Akku, der per USB Typ-C aufgeladen wird. Laut Hersteller soll eine Ladung für bis zu zwei Jahre reichen. Fand ich auch ganz attraktiv, die eQ3 betreibe ich aktuell mit AA NiMh Akkus, die reichen auch in etwa für eine Heizperiode und ich kann sie selbst tauschen, der Akku im TRV ist fest verbaut. Einen Nachteil der Shelly TRV finde ich die Anzeige. Unter dem kleinen Knubbel auf der Oberseite liegen zwei weiße 7-Segment LED Anzeigen, die Betriebsmodus, gemessene Temperatur und Solltemperatur anzeigen können, aber eben nur können, normalerweise sind die aus, d.h. man kann nicht mal schnell nachsehen, auf was der Thermostat gerade eingestellt ist. Ob das wirklich ein Nachteil ist? Wir werden es sehen.

Was ich aber bei den Shelly Sachen total mag ist, dass die Benutzer nicht mit proprietärem Kram einzusperren versuchen. Die Shelly Cloud und App kann man benutzen, muss man aber nicht. Interfaces sind offen und können dadurch leicht in anderes eingebunden werden, Konfiguration und Bedienung klappt auch mit einem x-beliebigen Web Browser, das beliebte Protokoll MQTT für Hausautomation wird von Hause aus unterstützt etc. Das finde ich alles sehr sympathisch. Vom TRV mal abgesehen sind die Shelly Produkte zudem auch noch vergleichsweise preisgünstig. Der Shelly 1 Switch an unserer Heizung kostet um die 15 Euro. Das gibt es sonst von keinem anderen Anbieter.

Also das ist gerade so ein bisschen der Stand an unserer ollen Heizung, der Gasverbrauch hält sich in Grenzen, obwohl auch das Haus um die Heizung jetzt nicht gerade super gedämmt ist, ein altes Siegerländer Fachwerkhaus, der ältere Teil ist, soweit ich weiß, von irgendetwas um 1890. Alternative Heizungen und Dämmung für so einen alten Kasten ist mir noch äußerst schleierhaft, doch das ist ein Thema für einen anderen Artikel.

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