Trans* auf Reisen – China, Tag 1

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Ich mache mich gerade auf den Weg für eine Geschäftsreise nach China. da ich nach wie vor das Verfahren nach Transsexuellengesetz nicht durchlaufen habe, habe ich also entsprechend keinen Pass mit entsprechendem Vornamen und Geschlechtseintrag. Für Reisen innerhalb Europas ist das eigentlich kein Problem. Gerade in Schengen Staaten gibt es in der Regel keine Ausweiskontrollen und selbst wenn, dann kann man sich wenigstens auf Europäische Rechtsstaatlichkeit halbwegs verlassen.

USA habe ich inzwischen auch schon probieren dürfen und kann berichten, dass auch dies sehr unproblematisch ist – zumindest war es das zu Zeiten Obamas noch. Die TSA, die Transport Security Agency, die in den USA für die Sicherheitskontrollen an den Flughäfen zuständig ist, hat sogar öffentliche Richtlinien sowohl für ihr Personal als auch für die reisenden trans* Personen. Man ist sich den Problemen von trans* Personen bewusst und nimmt darauf Rücksicht.

Doch wie ist das wohl in China?

Heute war Teil eins der Reise, ich musste in Frankfurt mein Visum beantragen. Dies war zunächst völlig unproblematisch, was sollte da auch passieren? In die Visumsagentur kommen täglich viele Leute, die Anträge für sich selbst, aber auch für andere abgeben. So habe ich den Antrag „für meinen Mann“ abgegeben – wie ich mein alter ego (altes Ego 🙂 auch gerne mal nenne. Heute Nachmittag kann ich es abholen, was mich dann 200EUR kosten wird, wegen der Express Bearbeitung, autsch.

Deutlich spannender wird dann der morgige Tag, Einchecken und Ausreise und dann ca. 10 Stunden später die Einreise in China. Ob das alles so klappt?

Wirkliche Gedanken mache ich mir nicht. Irgendwie wird das schon klappen. Ich habe nur etwas Angst vor blöden Situationen, bspw. das Personen, die meine Papiere sehen, mich dann als „Herr“ ansprechen. Verdenken könnte ich es ihnen nicht, blöd wäre es trotzdem. Das nächste wird dann China selbst – ich fürchte ich werde da eine Attraktion ohne Gleichen sein. Als Europäer_innen fällt man sowieso überall sofort auf. Ich mit meinen 1,87m noch mehr, denn ich rage aus jeder Menschenmenge mindestens einen Kopf heraus. Und nun auch noch eine 1,87m große europäische Frau – ei ei ei, das wird lustig!

Das wirklich gute an China ist, dass es vergleichsweise sehr sicher ist, zumindest für Tourist_innen. Es gibt wenig Kriminalität und die Chinesen sind üblicherweise sehr freundlich, vor allem uns Westlern gegenüber. Im Alltag erwarte ich dort also eigentlich keinerlei Probleme.

Eine andere Herausforderung könnte der Grund der Reise sein. Wir treffen uns dort mit einigen potentiellen Geschäftspartnern, d.h. ich muss diesen Menschen gegenüber technische Expertise beweisen. Das ist bereits in Deutschland als Frau schwer genug und ich meine zu wissen, dass asiatische Gesellschaften teils noch viel stärker patriachalisch geprägt sind. Ob sich das auf die professionellen Treffen auswirken wird? Ich hoffe nicht. Ich hasse es, wenn ich das Gefühl habe, mich ständig beweisen zu müssen bzw. nicht ernst genommen zu werden. Doch gerade mein Job als Projektleiterin für eine Mobiltelefonentwicklung (Purism Librem 5) bringt das nunmal mit sich, dass ich sehr technische Dinge mit Zulieferern verhandeln muss.

 

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